© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/14 / 29. August 2014

Blick in die Medien
Der Anti-Wirtschaftsfilmpreis
Toni Roidl

Das Bundeswirtschaftsministerium zeichnet am 16. Oktober die Gewinner des Deutschen Wirtschaftsfilmpreises aus. Diese Auszeichnung wird zum 47. Mal verliehen. Bundesminister Gabriel überreicht den Preisträgern auf einer Gala im Berliner Zoo-Palast Trophäen und Geldpreise von bis zu 10.000 Euro. Gabriels Staatssekretärin Brigitte Zypries lobte die „hohe Qualität der Wettbewerbsbeiträge“.

Doch schon die Titel der nominierten Filme irritieren. Wer vermutet, es handele sich überwiegend um Streifen, die Wirtschaftskreisläufe beleuchten oder Unternehmen porträtieren, irrt. Stattdessen erwecken die Namen den Eindruck, es handele sich um Anti-Wirtschaftsfilme. Beiträge über Steuerschlupflöcher („500.000 Euro vorbei am Fiskus“), Apparatemedizin („Wie Krankenhäuser Kasse machen“) oder einen Fabrikeinsturz in Bangladesh zeigen vor allem, wie böse der Kapitalismus ist.

Unter „Hungerlohn am Fließband – wie Tarife ausgehebelt werden“ dürfen wir uns wohl keine Hommage an den Fleiß des deutschen Arbeiters vorstellen. Der Inhalt von „Macht Besitz glücklich? Unterwegs in einem reichen Land“ soll sicher vermitteln, daß sich Leistung nicht lohnt, weil Erfolg eh nur unzufrieden macht. Und „Bayer – stop, what you’re doing!“ ist bestimmt kein Loblied auf den Pharma-Konzern aus Leverkusen.

Die üblichen „kritischen Aufklärer“ also, die sich nie dem Marktgeschehen stellen müssen.

Wer hat wohl die Filme in Auftrag gegeben? Überwiegend die staatlichen Rundfunkanstalten – SWR, WDR, Radio Bremen etc. Die üblichen „kritischen Aufklärer“ also, die sich nicht dem Wettbewerb stellen müssen. Und was ein Film über „Urbanes Gärtnern“, also das Blumenpflanzen auf Verkehrsinseln, mit der deutschen Wirtschaft zu tun hat, weiß wohl nur der Saarländische Rundfunk. Eine halbwegs normale Wirtschaftsgeschichte verspricht „Wie erfolgreich wollen Sie sein?“ von der Blitzfang Medien GmbH. Aber diesen Film hat auch kein öffentlich-rechtlicher Staatssender produziert, sondern die Gesellschaft zur Förderung des Maschinenbaus.

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