© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/14 / 29. August 2014

Frisch gepresst

Kriegsschulddebatte. Die Altherren-Riege um den gerade verstorbenen Hans-Ulrich Wehler und den sich von „Nationalapologeten“ umzingelnd wähnenden Westwegwandervogel Heinrich August Winkler scheint von der pünktlich im 100. Gedenkjahr anbrandenden Welle des „Revisionismus“ der „Kriegsunschuldlügner“ wie Christopher Clark und Herfried Münkler beinahe weggespült worden zu sein. Doch geht ihnen wohl nur der akademische Anhang langsam von der Fahne, während ihre Gefolgsleute in den Medien und anderen volkspädagogischen Agenturen das Dogma von der deutschen „Hauptschuld“ auch am Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht preisgeben wollen. Um sich über die unübersichtliche Gefechtslage in dieser neu entfachten „Kriegsschuld“-Debatte zu orientieren, gibt es keine bessere Handreichung als den nüchternen, die Literaturmassen souverän ordnenden Forschungsbericht, den das Institut für Staatspolitik soeben zum Thema vorgelegt hat und der optimistisch schließt: „An das Selbstverständnis der Deutschen als schuldige Nation ist eine Mine gelegt.“ (dm)

Institut für Staatspolitik (Hrsg.): Deutsche Kriegsschuld 1914? Revision einer hundertjährigen Debatte. Steigra 2014, broschiert, 47 Seiten, Abbildungen, 5 Euro

 

Zeppelin. Die Luftschiffe seien ursprünglich als „kultureller Überbau für ein völkerverbindendes Modell“ gedacht gewesen, erklärt Ulrich A. Seif in seinem Buch anläßlich des 175. Geburtstages des Grafen Ferdinand von Zeppelin. Innerhalb weniger Jahre hätte sich ihr Bild jedoch geändert. Während das Auftauchen eines Zeppelins zu Beginn noch Jubelschreie auslöste, seien sie nach dem Kriegsausbruch 1914 zum „Vorboten alptraumhafter Szenarien für die Menschheit“ geworden. Seif beschreibt sowohl die Vita des Firmengründers wie auch die Schwierigkeiten, die Graf Zeppelin bei der Gründung seines Betriebes hatte. Geschickt verwebt er die Geschichte im Kaiserreich mit der Biographie des Grafen und seiner Firma, seinen ersten Ideen zum Bau der Luftschiffe, dem Aufbau einer preußischen Heeresluftschiffabteilung, der Zeit des Ersten Weltkrieges und der schwierigen Nachkriegszeit bis zum Ende der Zeppelin-Ära. Ausführliche Tabellen mit technischen Daten und den Einsätzen der Luftschiffe und ihrer Führer während des Ersten Weltkrieges beschließen das Buch. (kh)

Ulrich A. Seif: Zum 175. Geburtstag von Graf Ferdinand von Zeppelin 1838–1917. Helios Verlag, Aachen 2013, gebunden, 193 Seiten, Abbildungen, 24 Euro

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