© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/14 / 12. September 2014

DVD: Die Verfluchten
Gruseln mit Poe
Werner Olles

An einem dunklen, stummen Herbsttage, an dem die Wolken tief und schwer bis zur Erde herabhingen, war ich lange Zeit durch eine eigentümlich trübe Gegend geritten und sah endlich, als sich schon die Abendschatten niedersenkten, das Stammhaus der Familie Usher vor mir. Ich weiß nicht, wie es kam – gleich beim ersten Anblick der Mauern breitete sich eine unerklärliche Düsterkeit über meine Seele. Ich sage eine unerklärlich Düsterkeit, weil sie keinen Augenblick lang durch jene beinahe angenehme Empfindung gemildert wurde, mit der das Gemüt eines Menschen, der die Dinge künstlerisch schaut, selbst die wüstesten Bilder der Verödung und des Schreckens in sich aufzunehmen pflegt.“

So unheilvoll wie Edgar Allan Poes Kurzgeschichte „Der Untergang des Hauses Usher“ beginnt auch Roger Cormans Adaption der berühmten Erzählung, wenn der junge Philip Winthrop (Mark Damon) durch eine in Nebel gehüllte Landschaft mit toten Wäldern, verdorrter Vegetation und Sümpfen, aus denen übelriechende Miasmen aufsteigen, reitet. Winthrop ist auf dem Weg zum Landsitz der Familie Usher, um seine Braut, die schöne Madeline (Myrna Fahey), heimzuführen. In dem verfallenen Herrenhaus empfängt ihn deren zum Wahnsinn neigender Bruder Roderick Usher (Vincent Price), der ihm die Mitnahme seiner Schwester untersagt, weil angeblich auf der Familie Usher ein Fluch laste. Um eine Heirat der beiden Liebenden endgültig zu verhindern, läßt Roderick seine Schwester schließlich bei lebendigem Leib einsargen. Der Untergang des Hauses Usher ist aber auch durch diese Untat nicht aufzuhalten

In den 1960er Jahren drehte Corman sieben Filme nach Werken von Poe; Vincent Price spielte in allen die Hauptrolle. „Die Verfluchten“ (1960) war der erste dieser Poe-Reihe und Price niemals besser als in der ihm auf den Leib geschriebenen Rolle des zwischen Hypersensibilität, Wahnsinn und Grausamkeit oszillierenden Roderick Usher. Cormans Poe-Adap-tion gilt als Perle des Genres, wozu neben den ästhetisch ausgefeilten Gruseleffekten auch die exzellente Kameraführung, die zur Düsternis des Stückes passende Musik und das stringente Drehbuch des SF- und Thriller-Autors Richard Matheson beitragen.

DVD/Blu-ray: Die Verfluchten. Alive/Gallep Medien 2014, Laufzeit etwa 76 Minuten

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