© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/14 / 19. September 2014

Muß diese OP wirklich sein?
Medexo: Der Berliner Internetberatungsdienst bietet Patienten für 300 Euro eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung zu Operationen und anderen Eingriffen
Ronald Gläser

Jan-Christoph Loh ist nervös. Gleich geht es los, und er hat nur fünf Minuten. Der 34jährige Unternehmensgründer betritt die Bühne in einer der endlosen Hallen auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin, um für seine Firma Medexo zu werben. Loh sucht Investoren, die sich mit einer Million Euro an seiner GmbH mit Sitz in Berlin-Kreuzberg beteiligen.

Hinter dem Geschäftsmodell stehen die bangen Fragen, die sich viele Patienten stellen: Ist die vorgeschlagene Therapie die richtige? Muß diese Miniskus-OP wirklich sein? Geht es nicht auch anders? Natürlich kann jeder Kassenversicherte eine zweite Meinung bei einem anderen Arzt einholen. Aber viele Patienten fragen sich, wie unabhängig diese Meinung ist. Will der andere Arzt nicht auch mit seiner Praxis Profit erwirtschaften?

Nach einer OECD-Studie wird in keinem Land so oft operiert wie in Deutschland. Alleine 240.000 künstliche Hüftgelenke werden pro Jahr eingesetzt. Loh erinnert zudem an 70.000 Miniskus-Teilentfernungen pro Jahr.

Gutachten zum Pauschalpreis

Medexo bietet eine unabhängige Zweitmeinung. Arzt und Firmengründer Loh faßt den optimalen Beratungsfall in seiner Präsentation so zusammen: „Der Patient ist glücklich, die Krankenversicherung spart Geld, und der Hausarzt verliert seinen Patienten nicht.“ Medexo hat derzeit 60 Spezialisten unter Vertrag, die individuell die Krankenakte eines Patienten prüfen und binnen sieben Werktagen eine Empfehlung abgeben. 400 Gutachten haben sie bereits erstellt.

Die wichtigsten Gebiete, zu denen Fragen gestellt werden, sind Knie, Rücken, Schulter und Hüfte. Das Gutachten kommt zum Pauschalpreis von 300 Euro. Ausnahme: Die Krankenkasse des Patienten übernimmt die Kosten. Einige wenige Kassen wie die AOK in Sachsen-Anhalt sind schon dabei, weil sie die Chance wittern, durch ein weiteres Urteil Behandlungskosten zu sparen.

Loh ist sehr optimistisch, was weitere Ersatzkassen angeht: „Wenn wir von einer Kasse zum Gespräch eingeladen werden, dann unterschreiben sie auch.“ Natürlich steigt die Bereitschaft der Patienten überproportional, wenn sie ein Zweitgutachten nicht selbst bezahlen müssen. „Wenn es kostenfrei ist, holen 20 Prozent eine Zweimeinung ein“, ist Loh sicher.

Medexo. Medzinische Experten online

www.medexo.com

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