© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/14 / 19. September 2014

Blick in die Medien
Immer drauf auf Fest
Toni Roidl

Der Presserat hat Bild gerügt. Das passiert bei Bild gefühlt jede Woche. Aber diesmal waren die Verleger- und Journalistenvertreter wirklich sauer! Der stellvertretende Chefredakteur Nicolaus Fest habe „die Grenze der Meinungsfreiheit deutlich überschritten“! Was war geschehen? Fest hatte die Religion, deren Name nicht genannt werden darf, kritisiert! Er hatte einem Ärger Luft gemacht, den er mit vielen Deutschen teilt. So schrieb er, die Religion, deren Name nicht genannt werden darf, sei ein Integrationshindernis und importiere Rassismus. Das „brauche ich auch nicht“, so Fest.

Die gemeinten Religionsanhänger fühlten sich „verständlicherweise“ diskriminiert.

Dann brach das Strafgericht über ihn herein. Die gemeinten Religionsanhänger fühlten sich „verständlicherweise“ diskriminiert, sagte Presseratschefin Ursula Ernst. Der NRW-Landtags-Sozi Serdar Yüksel sah den Straftatbestand der Volksverhetzung „definitiv“ als erfüllt an. Ein linker Genosse rief „Rassismus“. Und der Grüne Volker Beck forderte Fest über seinen Twitter-Kanal auf, sich bei allen Diskriminierten zu entschuldigen. Die Religion, deren Name nicht genannt werden darf, hat mächtige Freunde.

Ungewöhnlich an dem Vorgang war, daß die Redaktion sich nicht hinter Fest stellte, wie es bei üblichen Beschwerden normal ist, etwa wenn Bild die Deutschen unter Generalverdacht stellt, indem sie der „Mitte der Gesellschaft“ angeblichen Rassismus unterstellt – obwohl, darüber hat sich der Presserat noch nie beklagt. Jedenfalls schlug sich Bild-Chef Kai Diekmann sofort auf die Seite der Ankläger und distanzierte sich von Fests Kommentar.

Diekmann belehrte seinen Stellvertreter, wer eine Religion pauschal ablehne, stelle sich „gegen Millionen und Milliarden Menschen, die in überwältigender Mehrheit friedlich leben“. Proteste gegen die gewaltbereite Minderheit blieben dagegen aus. Seltsam, denn an einer grundsätzlichen Protestfaulheit der Anhänger der Religion, deren Name nicht genannt werden darf, kann das nicht liegen, wie schon einige Witzzeichnungen gezeigt haben.

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