© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/14 / 19. September 2014

Haltungsnote
Panik in Zeiten von Smartphones
Christian Rudolf

Echt gut drauf, der Typ. Der hat wesentliche Dinge geblickt. Als was der „Meister des Retro-Rocks“ (Spiegel) Lenny Kravitz nicht alles gilt: Weiberheld, Fashion-Ikone, Rebell, Cross-Culture-Musiker. Mit dem Album „Mama Said“ kam zu Beginn der Neunziger der große Durchbruch.

Aber darum geht’s hier nicht. Um Innehalten, Geistesgegenwart und Religion schon. Der in Paris lebende Rockstar („ein komischer Titel“) findet Smartphones „nervtötend“, wie er jetzt in einem Interview bekannte. Der „Technik-Kram“ erschwere es den Menschen, im Hier und Jetzt zu sein. Aus Restaurants die Beobachtung (und wer könnte sie nicht bestätigen): Die Leute spielten „die ganze Zeit am Handy rum: schnell einen Text schreiben, das Essen fotografieren, ein Selfie schießen“. „Ein intimer Augenblick ist nichts mehr wert.“ Seine Begleiter fordere er zuweilen auf, ihr Handy auszuschalten: „Nach 20 Minuten werden sie panisch.“

Im FAZ-Gespräch sagte Kravitz mal, er stehe jeden Tag mit Gott „im Zwiegespräch“. „Aber es gibt heute so viele Ablenkungen.“ In unserer Welt sei es daher „sehr wichtig, sich hin und wieder zu entziehen“. Klingt gut. Nur ob dafür seine im November beginnende Welttournee das richtige Vorhaben ist?

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