© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/14 / 26. September 2014

Lebende Legende
Zwischen Liebeserklärungen und Haßbekundungen: Brigitte Bardot zum Achtzigsten
Alain de Benoist

Zu ihrem 80. Geburtstag am 28. September wünscht sich Brigitte Bardot zwei Geschenke von der französischen Regierung: daß der Verzehr von Pferdefleisch und das Schächten (das rituelle Schlachten ohne Betäubung) verboten wird.

„Es sind dies“, so schrieb sie in einem offenen Brief an Regierung und Parlament, der in mehreren Tageszeitungen veröffentlicht wurde, „zwei in unserem Zeitalter unbedingt notwendige Schritte, die ich seit dreißig Jahren fordere. Es wäre recht und billig, mir diese Wünsche zu erfüllen, nachdem ich so viele Jahre lang darum gebeten und immer wieder aufs neue versucht habe, die Menschen zu überzeugen. Andernfalls müßte ich zu dem Schluß kommen, mein Leben verschwendet zu haben.“

Einige Wochen zuvor hatte die Ikone des französischen Kinos in einem Interview mit der Wochenzeitung Paris-Match ihre Sympathien für den Front National bekräftigt und dessen Chefin Marine Le Pen als „Johanna von Orleans für das 21. Jahrhundert“ bezeichnet. Bereits 2012 bekundete sie öffentlich ihre Absicht, bei den Präsidentschaftswahlen für Le Pen zu stimmen, und beglückwünschte sie dazu, den FN erfolgreich „entteufelt“ zu haben und „als einzige den Skandal des Schächtens nach muslimischen und jüdischen Reinheitsgeboten“ angeprangert zu haben.

Die 1934 in Paris geborene Bardot feierte früh Erfolge als Mannequin, spielte in insgesamt 48 Filmen mit und machte sich zudem mit etwa achtzig Liedern auch als Sängerin einen Namen. Ihren großen Durchbruch verdankte sie der Hauptrolle in „Und immer lockt das Weib“ (1956) unter der Regie ihres ersten Ehepartners Roger Vadim, in den sie sich als Fünfzehnjährige verliebt hatte. Der ungeheure Erfolg des in Saint-Tropez gedrehten Melodrams sicherte Bardot quasi über Nacht einen Rang unter den lebenden Mythen der Kinogeschichte – Diven wie Marlene Dietrich, Ava Gardner, Lauren Bacall und Marilyn Monroe – und machte sie zugleich international zum Sexsymbol.

In den sechziger Jahren, der Zeit des Untergangs der traditionellen Gesellschaften, verkörperte sie mit ihrer Mischung aus Sinnlichkeit und Unschuld die neue sexuelle Freiheit der Frau. In ihrem Privatleben schlug sich dies in Form mehrerer Scheidungen und Affären mit zahlreichen prominenten Männern nieder, die in ihr eine Art Muse sahen. Weit über Frankreich hinaus begeisterte sie sowohl eine neue Generation von Kinogängern als auch die ganz großen Cineasten wie Jean-Luc Godard („Die Verachtung“, 1963) und Louis Malle („Viva Maria!“, 1965) und war bald so bekannt, daß ihre Initialen den Wiedererkennungswert einer Marke hatten: „BB“.

Obwohl sie seinerzeit kaum ein ausgeprägtes politisches Bewußtsein hatte, wurde sie automatisch eher der „Linken“ zugeordnet. Sie äußerte wiederholt Kritik am Militarismus und Kolonialismus und erhielt 1961 Drohungen seitens der gegen die Unabhängigkeit Algeriens kämpfenden OAS. Bardot reagierte, indem sie das Erpresserschreiben der Untergrundbewegung öffentlich machte, was ihr allgemeine Bewunderung für ihre „Zivilcourage“ eintrug.

1973 faßte sie den jähen Entschluß, sich ein für allemal aus dem Filmgeschäft zurückzuziehen, lehnte sämtliche ihr angebotenen Rollen ab und verschrieb sich von nun an mit Leib und Seele einem Anliegen, das ihr seit langem eine Herzensangelegenheit war: dem Tierschutz. Seitdem taucht ihr Name immer wieder in Verbindung mit verschiedenen einschlägigen Kampagnen in den Medien auf: dem Kampf gegen die Tötung junger Seehunde in Kanada, gegen den Verzehr von Hunden und Katzen in asiatischen Ländern und gegen das Tragen von Pelzmänteln auch und gerade unter Schauspielerkolleginnen.

1986 gründete Bardot in Saint-Tropez eine Tierschutzstiftung (www.fondationbrigittebardot.fr), die bis 2010 Spenden von 60.000 Personen aus etwa zwanzig Ländern sammeln konnte. In einer Auktion verkaufte sie zudem sämtliche Andenken an ihren vormaligen Ruhm: Schmuck, Kleider, persönliche Erinnerungsstücke, Fotos, Hochzeitskleider und sogar den riesigen Diamanten, den ihr dritter Ehemann, der deutsche Millionär Gunter Sachs, ihr geschenkt hatte.

1996 wurde sie wegen „Aufrufs zur Rassendiskriminierung“ verklagt, nachdem sie in einem Beitrag im Figaro die Bedingungen angeprangert hatte, unter denen Hammel für das islamische Opferfest geschlachtet werden. Als autochthone Französin, schrieb sie, „stelle ich fest, daß Frankreich, mein Land, meine Heimat, erneut von einer ausländischen, insbesondere muslimischen, Bevölkerung überrannt wird“. In diesem Verfahren wurde sie freigesprochen.

In den Folgejahren wurde sie mehrmals aus ähnlichen Gründen verklagt und zu Geldstrafen verurteilt, ließ sich davon aber nicht beirren. „All diese Gruppen und Verbände, die mich angreifen, prozessieren gegen alles, was nicht politisch korrekt ist, gegen alles, was nicht dem angepaßten Einheitsdenken entspricht“, heißt es in ihren Memoiren. „Sie versprühen ihr tödliches Gift gegen jeden, der aus der Reihe tanzt. Es ist die Inquisition des 21. Jahrhunderts!“

Bardot, die seit 1992 in vierter Ehe mit dem Großindustriellen Bernard d’Ormale – seinerseits ebenfalls FN-Anhänger – verheiratet ist und Anfang dieses Jahres Urgroßmutter wurde, hat Schönheitsoperationen stets abgelehnt. Sie ist eine Frau, die den Tatsachen kompromißlos ins Gesicht sieht und keine Gelegenheit ausläßt, die Masseneinwanderung und die Politiker zu kritisieren, die ihrer Meinung nach für den „Verfall Frankreichs“ verantwortlich sind. Sie hat öffentlich bereut, 2007 ihre Stimme Nicolas Sarkozy gegeben zu haben, den sie heute „verabscheut“. Den amtierenden sozialistischen Präsidenten François Hollande empfindet sie als reine Zumutung: „Unvorstellbar, daß Frankreich von einem Präsidenten namens Hollande regiert wird. Genausogut könnten wir einen Präsidenten haben, der Deutschland heißt!“ Als ihren „bevorzugten Staatschef“ nennt sie Wladimir Putin und drohte 2013, sie werde Gérard Depardieus Vorbild folgen und die russische Staatsbürgerschaft beantragen.

Brigitte Bardot wird wohl ihr Leben lang ebenso leidenschaftliche Bewunderung wie Verachtung wachrufen, Liebeserklärungen und Haßbekundungen auslösen. Unzweifelhaft zählt sie zu den großen französischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

 

Brigitte Bardot: Klare Worte

„Das Fernsehen stellt ein Instrument der Verdummung dar, ein Verbechen gegen die Intelligenz.“

„Ich bin gegen eine Islamisierung Frankreichs. Diese erzwungene Unterwerfung widert mich an (…) Unser Land sollte ein freies Vaterland sein, das nicht das Joch irgendeiner fremden Macht ertragen sollte. Doch seit etwa 20 Jahren erleben wir eine gefährliche unkontrollierte Unterwanderung. Nicht nur, daß die Einwanderer sich nicht unseren Gesetzen und Bräuchen unterwerfen, nein, sie versuchen sogar, uns ihre aufzudrängen.“

„Die Einförmigkeit dieser Globalisierung zerstört Tag für Tag die Eigenprägung, das nationale Erbe, das sich jede einzelne Zivilisation im Laufe von Jahrhunderten durch unterschiedliche Traditionen erworben hat.“

Alle Zitate stammen aus dem Buch „Ein Ruf aus der Stille“ von Brigitte Bardot (Langen Müller, München 2004, nur noch antiquarisch erhältlich).

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