© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/14 / 26. September 2014

Für den Beruf des Physiklehrers werben
Trotz steigender Beliebtheit des Physikstudiums droht Gymnasien ein Nachwuchsmangel
Dieter Menke

Das Physikstudium bleibt eine Männerdomäne. Eine Feststellung, die René Matzdorf (Uni Kassel), Vorsitzender der Konferenz der Fachbereiche Physik in Deutschland (KFP), bei der Präsentation der neuesten statistischen Daten zum Physikstudium an deutschen Hochschulen aber lieber nicht so kraß exponiert (Physik Journal, 8-9/2014). Statt dessen weist er darauf hin, daß es gelungen sei, den Frauenanteil bei physikalischen Promotionen seit 1999 zu verdoppeln, von zehn auf 20 Prozent.

Derzeit kann Matzdorf jedoch kaum einen Trend zu einer weiteren Erhöhung dieses Anteils ausmachen. Eher bestätigen die Absolventenzahlen 2013/14 auch eine zukünftig ungebrochene Männerdominanz in der Physik: Nur 13 Prozent aller Diplome, 17 Prozent der Bachelor- und 20 Prozent der Masterabschlüsse erwarben weibliche Studenten.

Universitäten können gelassen bleiben

Dieser Nachweis geschlechterabhängiger Erfolgsquoten mag für Gender-Ideologinnen zwar bitter sein, aber er gehört nicht zu den zentralen Aussagen, die Matzdorf aus dem Datenmaterial filtert. Die zweifellos wichtigste und „gute“ Nachricht geht an Wirtschaft und Industrie: Die Zahl der Physikabsolventen mit Master werde sich bis 2018 im Vergleich zu 2014 von 3.200 auf 6.400 verdoppeln. Rückblickend auf 2003 (1.255) sei das sogar eine Vervierfachung, wenngleich damit erst wieder das Niveau der neunziger Jahre erreicht werde.

Angesichts medienwirksam verbreiteter Alarmnachrichten, denen zufolge dem Wissenschaftsstandort Deutschland die Ingenieure ausgehen, oder massiver Forderungen nach mehr Studenten für die mathematisch-natur- und ingenieurwissenschaftlich-technischen Fächer (Mint) könnten die Universitäten den Ball jetzt gelassen zurückspielen. Nun sei es nämlich an der Wirtschaft, die wachsende Zahl junger Physiker zügig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Ein langfristig bedrohliches Problem tue sich indes bei den Lehramtsstudiengängen auf. Bereits heute sei es schwierig zu beurteilen, ob die 600 Master- und Staatsexamensabsolventen 2013/14 die Nachfrage in den Schulen decken. Denn die Hälfte aller Physiklehrkräfte an Gymnasien habe das 50., 13 Prozent das 60. Lebensjahr überschritten. Von 20.000 deutschen Physiklehrern gingen daher 2.600 bis 2018 und 10.000 bis 2029 in Pension. Daraus resultiere ein jährlicher Ersatzbedarf von bis zu 700 jungen Lehrern.

Mit Blick auf die aktuelle Absolventenzahl könnte es also sehr eng werden. Es sei daher dringend an der Zeit, „gezielt für den Beruf des Physiklehrers zu werben und angehende Physiklehrer gut zu qualifizieren“.

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