© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/14 / 26. September 2014

Umwelt
Der Insel eine Wunde
Heiko Urbanzyk

Wir leben in einem der dichtbesiedeltsten Flächenstaaten Europas, und es fällt uns nichts Besseres ein, als täglich 116 Fußballfelder unter neuen Straßen, Wohn- und Industriegebieten verschwinden zu lassen. Wo hierzulande regional sehr wenig Menschen wohnen und der Natur mehr Freiraum gegeben werden könnte, fühlt sich jeder biedere deutsche Bürgermeister bemüßigt, zwecks guter politischer Bilanz neue Industriegebiete oder Autohöfe hinzusetzen – am besten beides.

Das Industriegebiet wird neben einer Ferienhausanlage und 300 Meter vom Strand liegen.

Ganz besonders schlecht meint es die Politik seit einigen Jahren mit dem ostholsteinischen Insel­idyll Fehmarn. Als wäre nicht die umstrittene Großbaustelle „Belttunnel“ für die noch umstrittenere feste Beltquerung nach Dänemark genug. Dieser vierröhrige Absenktunnel soll bis zum Jahr 2021 vor allem den Güterverkehr nach Skandinavien erleichtern. Nun plant die Lokalpolitik Fehmarns auch noch ein neues Industriegebiet! 15 Hektar, eine Fläche wie 33 Fußballfelder, sollen an der Belttunnel-Baustelle planiert werden. Wo heute eine verträumte Weite den Insulanern und Touristen Ruhe und Entspannung auch und gerade im Herbst verspricht, sollen bald Lagerhallen, bis zu 25 Meter hohe Industriekomplexe, Flutlichtmasten und eine Mülldeponie Investoren anlocken.

Fallen die 150.000 Quadratmeter Industriepark gemessen an 185 Quadratkilometer Inselfläche überhaupt auf? Wer ein Foto des platten Eilandes betrachtet, wird das bejahen. „Wenn ich selber Urlaub mache, will ich nicht neben einer Müllkippe urlauben“, warnt Vermieter Rainer Ackermann vor der abschreckenden Wirkung. Das Industriegebiet wird neben einer Ferienhausanlage und 300 Meter vom Badestrand entfernt liegen.

Auf die Deutschen aber ist Verlaß: Die Initiative „Bewahrt Fehmarn!“ trommelt, und eine Petition gegen den Umbau der Insel läuft.

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