© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/14 / 03. Oktober 2014

Mietbremse macht Vermietung noch unrentabler
Populistische Geste
Petr Bystron

Die „Mietbremse“ kommt: Nach den Plänen der Bundesregierung soll die Miethöhe ab dem Frühjahr 2015 bei Wiedervermietungen auf höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete „abgebremst“ werden. Die Ursache des Problems liegt im Wohnungsmangel in deutschen Ballungszentren. Schon 2012 mahnte der Mieterbund an, daß es in Deutschland bis 2017 an 825.000 Wohnungen fehlen werde.

Anstatt den Wohnungsbau zu fördern, versucht die Regierung das Problem mit einem planwirtschaftlichen Höchstpreisdiktat in den Griff zu bekommen. Die von der Regierung prognostizierte Entlastung der Mieter von 284 Millionen Euro pro Jahr wird den Vermietern auf ihrer Einnahmenseite fehlen. Besonders betroffen sind davon kleine Immobilienbesitzer, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin bestätigt.

Die Studie untersucht, wie sich die Rendite der deutschen Immobilienbesitzer in den letzten zehn Jahren entwickelt hat. Demnach besitzen rund sieben Millionen Deutsche eine Immobilie zur Kapitalanlage; der durchschnittliche Wert der Immobilie beträgt 155.000 Euro, 40 Prozent dieser Immobilien sind mit einer Quote von knapp 60 Prozent fremdfinanziert. Entsprechend mager sind nach Abzug der Finanzierungs-, Instandhaltungs- und sonstigen Kosten die Renditen. Laut DIW-Studie schwankten sie in den letzten zehn Jahren zwischen zwei und drei Prozent pro Jahr. Die Mär vom raffgierigen Immobilienbesitzer widerlegt auch das Statistische Bundesamt, das die Mietsteigerung im Vorjahr ermittelt hat. Sie lag lediglich bei 1,3 Prozent und damit sogar unter der Inflationsrate. Effektiv schrumpft damit das durch die Immobilienvermietung erzielte Einkommen von Jahr zu Jahr. Kein Wunder, daß über 30 Prozent der Vermieter ein Nullgeschäft machen oder sogar eine negative Rendite erwirtschaften, wie die DIW-Studie nachweist. Sie werden unter diesen Bedingungen vieles tun, aber nicht in weiteren Wohnraum investieren.

Abgesehen von begehrten innerstädtischen Lagen in Berlin, Hamburg, München sowie einigen kleineren Universitätsstädten wohnen die Deutschen sogar recht günstig. Wie das Immobilienportal Immonet herausfand, verschlingt die Miete vor allem in Berlin und Hamburg 40 Prozent des verfügbaren Monatseinkommens. In Bayern, Hessen und Baden-Württemberg liegt der Wert wegen der höheren Einkommen im Süden zwischen 35 und 39 Prozent. Im Rest des Landes geben die Menschen für die Miete ein Drittel oder weniger aus.

Bei der „Mietbremse“ handelt es sich um eine mit lautem Getöse inszenierte populistische Geste. Selbst eine regulatorisch viel einfachere Maßnahme wie die geplante Einführung des Bestellerprinzips bei Maklercourtagen soll die Mieter jährlich um 574 Millionen Euro entlasten – also fast doppelt soviel wie die „Mietbremse“.

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