© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/14 / 03. Oktober 2014

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Es muß nicht immer die hohe Literatur sein. Für Kurzweil sorgt bei mir derzeit Katja Kessler mit ihrem Buch „Silicon Wahnsinn – Wie ich mal mit Schatzi nach Kalifornien auswanderte“ (Marion-von-Schröder-Verlag/Ullstein, gebunden, 444 Seiten, 14,99 Euro). Die 45jährige Autorin ist promovierte Zahnmedizinerin, ehemalige Bild-Klatschkolumnistin, Mitverfasserin der beiden Dieter-Bohlen-Biographien – und Ehefrau von Bild-Chef Kai Diekmann. Als ihr „Schatzi“ im September 2012 an die Westküste der USA ins Silicon Valley übersiedelt, um „neue unternehmerische Ideen für digitales Wachstum zu entwickeln“, begleitet sie ihn kurzerhand, samt der vier gemeinsamen Kinder. Von dieser Auswanderung auf Zeit handelt „Silicon Wahnsinn“. Es ist bereits das dritte Buch nach „Frag mich, Schatz, ich weiß es besser! Bekenntnisse einer Ehefrau“ (2009) und „Das Schatzi-Experiment oder Der Tag, an dem ich beschloß, meinen Mann zu dressieren“ (2011), in dem sie zum Teil autobiographisch über ihre Ehe mit Diekmann schreibt. Kostprobe aus dem neuen Buch: „Mit Schatzi zusammen zu sein heißt, ohne ihn zu sein. Ich bin Profi-Strohwitwe. Seine Nettoverweildauer in meinem Leben liegt in schlechten Wochen unter der unseres Postboten. Wir führen eine sehr moderne, sehr glückliche, sehr verliebte, sehr leidenschaftliche Ein-Personen-Ehe, in der ich mit mir selbst verheiratet bin und mein Mann mich ab und zu besuchen kommt. Mit dieser Technik schaffen wir auch die Goldene.“

Kulturpreise gibt es hierzulande wie Sand am Meer. Wenn ich je in die Verlegenheit käme, daß mir ein Kulturpreis verliehen werden sollte, den ich mir aussuchen dürfte, ich würde den Champagne-Preis für Lebensfreude wählen. Das klingt doch schon ganz anders als die an hochmögende Dichter und Schriftsteller erinnernden Literaturpreise. Der Champagne-Preis für Lebensfreude wird seit 1998 von der Vereinigung der Champagnehäuser und Champagnewinzer vergeben. Den jährlichen Preisträger wählt eine unabhängige Jury. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, „die sich auf originelle, fröhliche, prickelnd spritzige Weise um Lebensfreude und Lebensart in Deutschland verdient gemacht haben“. Dotiert ist der Champagne-Preis für Lebensfreude mit einer Einladung auf die Schlösser und Herrschaftshäuser der Champagne und einer exquisiten Champagne-Auswahl. Wie bedeutungslos dagegen ist doch der schnöde Mammon, der mit anderen Preisen verbunden ist. Katja Kessler erhielt die Champagne-Auszeichnung übrigens schon vor mehr als zehn Jahren.

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