© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/14 / 10. Oktober 2014

Studenten protestieren in Hongkong
Vergeblich
Albrecht Rothacher

Seit zwei Jahren säubert Chinas Präsident Xi unter dem Vorwand der Korruptionsbekämpfung die Kommunistische Partei Chinas. Dabei hat er sich mächtige Feinde gemacht. Die Proteste in Hongkong kommen daher für ihn zur Unzeit. Einerseits will er nicht schwach erscheinen und mit Studenten in der Peripherie Chinas verhandeln. Andererseits ist Hongkong weiter der wichtigste Kanal für Auslandsinvestitionen und Technologie nach China. Eine brutale Repression vor den Augen der Weltöffentlichkeit würde seine Rolle als Finanzplatz erschüttern, eine hervorragend ausgebildete Generation in die Emigration zwingen und die Welt an Chinas gebrochenes Versprechen erinnern, im Jahr 2017 in der ehemaligen Kronkolonie demokratische Wahlen einzuführen.

Deshalb überläßt Xi die Dreckarbeit seinem Statthalter Leung. Der scheint auf Zeit zu spielen, damit sich die Proteste totlaufen und er dann zur Not den harten Kern zerschlagen kann, ohne in der Sache Kompromisse einzugehen. Der tapfere, vorbildlich disziplinierte Protest der Studenten ist zum Scheitern verurteilt, solange sich an den Machtverhältnissen in Peking nichts ändert. Daß man auf Taiwan sorgsam beobachtet, was ihnen bei der Wiedervereinigung unter dem gleichen Banner von „ein Land, zwei Systeme“ blühen wird, versteht sich. Die Unterdrückungspolitik der chinesischen Kommunisten ist also einmal mehr kontraproduktiv.

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