© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/14 / 10. Oktober 2014

Freie Wissenschaft in der Welt von Wolfgang Benz: „Bornierte Argumentation“
Attentat als politisches Mittel
(wk)

In seinen „Überlegungen zum 70. Jahrestag des 20. Juli 1944“ bestreitet Wolfgang Benz, der frühere Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, daß Historiker es heutzutage nicht mehr wagen können, mit „unkonventionellen Thesen“ zur Geschichte des Nationalsozialismus an die Öffentlichkeit zu treten: Derartiges zu behaupten sei ebenso „frech wie falsch“ und darüber hinaus „scheinheilig“, sofern dann auch noch ein Mangel an Freiheit der Wissenschaft beklagt werde. Diese ist für Benz nämlich keinesfalls bedroht, „wenn die politischen Absichten einer Inszenierung erkannt werden, wenn man sich gegen die Instrumentalisierung von Wissenschaft verwahrt und wenn Kritik geübt wird an fadenscheinigen Thesen eines Adepten, der sich in der Sache übernommen hat“ (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 7-8/2014). Damit spielt Benz allerdings nicht auf seine eigenen, höchst diskussionswürdigen Leitsätze an, sondern auf den Artikel von Lothar Fritze über die moralische Berechtigung des versuchten Hitler-Attentates von Georg Elser. Mit seiner „bornierten Argumentation“ habe Fritze die heute Lebenden davon abhalten wollen, „aus der Vergangenheit Anschauung für verantwortliches politisches Handeln in der Gegenwart zu gewinnen“. Also zurück zum Attentat als Mittel der Politik?

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