© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/14 / 17. Oktober 2014

Auftragseinbruch, Euroschwäche und Herbstgutachten
Die fetten Jahre sind vorbei
Susanne Kablitz

Laut Herbstgutachten wächst die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nur noch um 1,3 Prozent. Die Prognose für 2015 sieht nicht besser aus. Gleichzeitig wurde bekannt, daß die Exporte im August eingebrochen sind. Der Euro schwächelt an den Finanzmärkten.

Wir diskutieren über ein Problem, das wir uns im Euro-Raum selber geschaffen haben. Der unbedingte Wille zu „mehr Europa“, Zentralismus und einer gigantischen Schuldenwirtschaft führt das rein politische Konstrukt Euro nun an seine Grenzen. Länder wie Frankreich und Italien weigern sich, ihre Hausaufgaben zu machen, die Konflikte im Nahen Osten und der Ukraine wirken sich beunruhigend aus, und die schlichte Tatsache, daß Wohlstand nicht mit der Notenpresse herbeigezaubert werden kann, dringt jetzt doch langsam an die Oberfläche.

Auch wenn die Autoren des Herbstgutachtens trotz Exportminus, Euros

chwäche und gesenkter Wachstumsprognose „keinen Anlaß zur Panik“ sehen, sollte genau das ein Grund für uns sein, äußerst wachsam zu sein. Müssen wir uns die Frage stellen, ob die „fetten Jahre vorbei sind“? Das sind sie doch schon lange. Doch anstatt beherzt darauf zu reagieren, wurde mit allerlei wohlfahrtsstaatlichen Programmen und Subventionen, die wir uns überhaupt nicht leisten können, an der Realität vorbeiregiert.

„Wir brauchen einen Nachfrage-Impuls“, so Gustav Horn, Chef des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts. Nun, das ist genau jene Form der Voodoo-Ökonomie, die uns immer dann präsentiert wird, wenn die Augenwischerei ihren Höhepunkt erreicht. Aber – müssen wir uns überhaupt Sorgen machen? Offiziell nicht! Offiziell wird verlautbart, daß ein schwacher Euro ein guter Euro ist. Nun denn!

Folgende Worte der russisch-amerikanischen Schriftstellerin Ayn Rand bekommen vor dem Hintergrund dieser Fakten aus unserer Volkswirtschaft neue Bedeutung: „Man kann die Realität ignorieren, aber man kann nicht die Konsequenzen der ignorierten Realität ignorieren.“

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