© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/14 / 17. Oktober 2014

CD-Kritik: Piano Dreams
Zugaben, gefällig
Jens Knorr

Es gibt sie, die eine oder andere Zugabe zum Ende eines erfolgreichen Klavierabends, von Liszt, Chopin, Schumann meist. Es gibt sie, die Ohrwürmer, bei deren Anklingen ein Raunen durch das Auditorium geht, weil es sie als unerwarteten Teil eines zyklischen Werks oder Satz einer Sonate verortet. Und es gibt sie, die Kompilationen dieser Häppchen auf Tonträgern für alle diejenigen Hörer, die meinen, mit der Melodie bereits eine Komposition zu erkennen und zu verstehen. Eine solche hat die japanische Pianistin Yuko Yamashiro, in Japan und Deutschland ausgebildet, zusammengestellt.

Dvořáks „Humoreske“, Liszts „Campanella, Beethovens „Elise“, Liszts „Liebestraum“, Robert Schumanns „Träumerei“ – doch gibt es diese und all die andern „Piano Dreams“ von entscheidenden Pianisten aus innerer Notwendigkeit eingespielt.

Ein „Alla Turca“ ohne Mozarts Klaviersonate KV 331, eine Aria ohne Bachs Goldberg-Variationen, eine „Träumerei“ ohne Schumanns „Kinderszenen“, ein Adagio cantabile ohne Beethovens „Pathétique“ könnten vielleicht für sich allein bestehen, wenn die Pianistin im Ausschnitt die Gesamtintention aufblitzen ließe. Die aber läßt Yamashiros professionell gefälliges Spiel außen vor.

Mit den Zugaben, die Yuko Yamashiro gibt, bringt sie den Hörer um die Hauptgabe.

Yuko Yamashiro: Piano Dreams Bella Musica, 2014 www.bella-mucia-edition.de

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