© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/14 / 17. Oktober 2014

Blick in die Medien
Tagesthemen und Ukraine-Berichte
Tobias Dahlbrügge

Plötzlich war die Tagesthemen-Sendung vom 20. Mai nur noch 23 Minuten lang – statt 30. Die ARD hat einen Teil der Sendung herausgekürzt, allerdings ohne die Untertitel herauszuschneiden, so daß Wort und Bild jetzt nicht mehr zusammenpassen.

Hintergrund ist eine Falschmeldung aus dem Ukraine-Konflikt. Eine von vielen. Caren Miosga berichtete über eine gewaltige Demontration von Ostukrainern in einem Stadion, die gegen die Separatisten gerichtet war. YouTube-Bilder aus einem anderen Kamerawinkel zeigen ein verlorenes Häuflein in leeren Rängen. Das hat die ARD nicht gezeigt. Eine Entschuldigung des Senders für den Fehler steht aus.

An anderer Stelle hat der Sender weitere Fehler eingeräumt: Im Mai berichteten die Tagesthemen aus Krasnoarmeysk. Dort seien zwei Zivilisten durch „Kugeln der neuen Machthaber“ umgekommen, sagte ARD-Korrespondent Udo Lielischkies, und meinte damit die prorussischen Separatisten. Ein Fernsehzuschauer wies die Tagesthemen-Redaktion darauf hin, daß die tödlichen Schüsse von einem Freiwilligen-Bataillon proukrainischer Milizen abgefeuert wurden.

„Ein aufmerksames und kritisches Publikum ist wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.“

Thomas Roth entschuldigte sich wortreich bei den Zuschauern, bat um Vergebung. Korrespondenten in Kriegsgebieten seien ständig Risiken ausgesetzt, dabei „können auch Fehler unterlaufen“. Im Eifer des Gefechts also.

Auch der ARD-Nachrichtenchef Kai Gniffke tat Buße: Auf dem Tagesschau-Blog schrieb er, „daß es Informationen gibt, die wir nicht verifizieren können beziehungsweise daß uns Informationen einfach fehlen“. Sagt das Flaggschiff des deutschen Nachrichtenjournalismus.

Macht aber nichts, denn es gibt ja die Gebührenzahler, die können auch mal was tun. Gniffke schreibt: „Die kritische Begleitung von Zuschauern ist hilfreich. Ein kritisches Publikum ist wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.“

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