© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/14 / 24. Oktober 2014

Blick in die Medien
Facebook zensiert Islamkritiker
Toni Roidl

Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen, sagt das Unternehmen. Denkste. Manchmal verhindert Facebook genau das.

Der Publizist Udo Ulfkotte wurde vorübergehend aus dem sozialen Netzwerk ausgeschlossen. Über den Kurznachrichtendienst Twitter informierte er: „Facebook hat ohne Angabe von Gründen meine Seite gesperrt! Ich sei keine echte Person, steht da.“ Ulfkotte sandte eine Kopie seines Ausweises an Facebook – ohne Wirkung.

Viele Kommentatoren vermuten einen Zusammenhang mit Ulfkottes Enthüllungsbuch „Gekaufte Journalisten“ (JF 42/14). Darin schreibt der ehemalige FAZ-Journalist über eine Verflechtung von Korrespondenten und politischen US-Lobbyorganisationen bei der FAZ.

Fraglich, ob es klug ist, so willkürlich mit den Nutzern umzuspringen.

Ulfkotte ist nicht der erste, an dem Facebook ein Exempel statuiert: Akif Pirinçcis FB-Profil wurde nach einer Schmähkritik an Radio Bremen im Sommer kommentarlos für vier Wochen gesperrt. Auch der Gründer der Initiative von Ex-Muslimen Cahit Kaya, der immer wieder satirische Islamkritik postete („Der von Gewalt befreite Koran – Lesespaß auf vier Seiten“) wurde von Facebook offline geschaltet. Erst nach zahlreichen Protesten von Anhängern konnten beide ihre Seiten weiter betreiben.

Inzwischen berichten selbst Kommentatoren auf sozialen Internetplattformen, daß ihre Profile vorübergehend gesperrt wurden, nachdem sie einem von Ulfkotte gesetzten Link ein „Gefällt mir“ gegeben hatten. Im Gegensatz zu dieser rigiden Einschränkungspolitik ist das Posting von salafistischer Propaganda inklusive schockierender Enthauptungsvideos für Facebook offenbar kein Problem.

Fraglich, ob es klug ist, angesichts der Abwendung von Millionen Nutzern seit 2013 so willkürlich mit den Nutzern umzuspringen. Unter Jugendlichen gilt Facebook ohnehin zunehmend als uncool. Und für EU-Dissidenten gibt es eine Alternative: vk.com, das russische Facebook.

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