© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/14 / 24. Oktober 2014

Umwelt
Veganer auf Abwegen
Heiko Urbanzyk

Der Landwirt und Diplom-Sozialwissenschaftler Klaus Alfs beschäftigte sich kürzlich auf den Netzseiten des Deutschen Arbeitgeber-Verbandes (DAV) mit dem Sendungsbewußtsein der wachsenden Pflanzenfresserbewegung und fährt das deutscheste aller Geschütze auf: die Nazikeule.

„Vegetarier und Veganer betrachten sich gerne als Avantgarde der Zivilisation“, schreibt Alfs. Eifrig würden Behauptungen wie die von Gandhi zitiert, der einst sagte: „Die Größe und den Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt.“ Daß das Tierschutzniveau die Kulturstufe eines Volkes belege, sei ein Ammenmärchen. Die erste Nation, die sich um ihre Tiere gekümmert habe, sei… Achtung, Nazikeule: das nationalsozialistische Deutschland mit dem Tierschutzgesetz vom 24. November 1933 gewesen. „Nimmt man Gandhis Zitat ernst, müßte man ‘untrüglich’ zu dem Schluß kommen, daß Hitlerdeutschland damals die größte und fortschrittlichste Nation der Erde war.“

Steht uns ein neuer Glaubenskrieg um Privatangelegenheiten bevor?

Dem Deutschen Vegetarierbund (VeBu) wirft er vor, sich in seiner aus der NS-Zeit nachwirkenden „Volksaufklärung“ des Nazi-Vokabulars vom „Untermenschen“ zu bedienen. Weil der VeBu sich auf das obengenannte Gandhi-Zitat berufe, seien seine Distanzierungen von rechtsextremistischem Gedankengut unglaubwürdig. Denn hätte Gan­dhi recht, wäre NS-Deutschland eine kulturelle Blütezeit gewesen. Zum Selbstschutz würden solche Verbände daher alles, was „rechts“ ist, als „nicht echt“ und vorgeschobene Tierliebe verächtlich machen. Doch „die Tierliebe der Nazis war genauso echt wie ihr Rassenhaß“, ätzt Alfs. Pflanzenfresser seien daher „Vorboten einer neuen Barbarei.“ Alfs wird im November das Buch „Don’t go Veggie“ veröffentlichen. Steht uns ein neuer Glaubenskrieg um Privatangelegenheiten bevor?

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