© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/14 / 31. Oktober 2014

Karstadt schließt vorerst sechs Filialen
Dieser Ausverkauf tut weh
Jörg Fischer

Für Hunderte Karstadt-Beschäftige war der 24. Oktober ein bitterer Tag: Nach „intensiver Analyse der Ergebnissituation und Wettbewerbsperspektive werden die Warenhäuser in Hamburg-Billstedt und in Stuttgart am 30. Juni 2015 geschlossen“, verkündete der neue Karstadt-Aufsichtsrat. Auch die 2011 als „brandneues Konzept“ gefeierten K-Town-Modemärkte in Göttingen und Köln sowie die Schnäppchenmärkte in Frankfurt (Oder) und Paderborn ereilt das Aus. Weiteren Häusern droht die Schließung, was 2.000 bis 6.000 der 17.000 Karstadt-Beschäftigten ihre Stelle kostet. „Ohne zum Teil sehr schmerzliche Entscheidungen, wie auch Filialschließungen, wird es nicht gehen, um das Überleben des Gesamtunternehmens zu sichern“, meinte Vorstandschef Stephan Fanderl. Ein echtes Zukunftskonzept ist aber nicht in Sicht, denn das innerstädtische Warenhaus hat sich überlebt. Was 1885 mit dem ersten Kaufhaus von Leonhard Tietz im „deutschen Manchester“ Elberfeld begann, neigt sich hundert Jahre später dem Ende zu. Von den großen Konzernen wie Hertie, Horten, Kaufring, Neckermann und Quelle überlebten nur Karstadt und Kaufhof. Zwischen Einkaufszentren mit Filialgeschäften à la US-Shoppingmalls und riesigen Verbrauchermärkten am Stadtrand aufgerieben, haben allenfalls einige umsatzstarke Warenhäuser in den deutschen Großstädten eine Chance. Hinzu kommen die Internetanbieter, die nicht nur dem Textileinzelhandel oder Platzhirschen wie MediaMarkt und Saturn das Wasser abgraben. Vor 40 Jahren besiegelte das gesetzliche Verbot der Preisbindung das Ende der Tante-Emma-Läden. Aldi, Edeka, Lidl, Netto, Norma, Penny und Rewe teilen längst die Nahversorgung untereinander auf. Auch das „neu aufgestellte Management-Team“ von Karstadt wird das klassische Kaufhausgeschäft nicht retten, die Zukunft der Beschäftigten erscheint düster. Nur für die Ebene der „Chief Officers“ liegen schon jetzt goldene Fallschirme bereit.

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