© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/14 / 07. November 2014

Gender-gesteuerte Berufsauswahl hilft niemandem
Mint nur für Mädels ist Mist
Markus Brandstetter

Richtig: Mint ist die Standardfarbe der Kleider der britischen Königin. Es ist aber auch ein Akronym für die Unterrichts- und Studienfächer aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Diese werden auf Schulen und Universitäten seit ewigen Zeiten hauptsächlich von Männern belegt. Selbstverständlich gibt es auch weibliche Physikerinnen und Mathematikerinnen und auch Frauen, die als Landmaschinen-Mechatronikerinnen oder in der Genforschung tätig sind, aber es sind weniger als Männer. Dies möchte das Bundesministerium für Bildung und Forschung nun ändern, und dazu hat es einen ordentlichen Propaganda-Krieg angezettelt. Dagegen wäre gar nichts zu sagen, wenn dies ehrlich, fair und unvoreingenommen geschähe, aber das ist keineswegs der Fall.

Das Ministerium behauptet in Broschüren und im Internet zuerst einmal ganz richtig, daß Zukunftsbranchen wie Medizintechnik, Energieversorgung, Informationstechnik oder Biotechnologie für die Zukunft Deutschlands extrem wichtig seien. Und es stimmt auch, daß genau in diesen Gebieten in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer mehr und immer qualifiziertere Kräfte benötigt werden, wenn Deutschland seinen Status als hochtechnisiertes Industrieland bewahren will. Aber es stimmt nicht, daß der Bedarf an solchen Kräften nur dann gedeckt werden kann, wenn der Anteil an Frauen in diesen Branchen kurzfristig massiv erhört wird. Das Ministerium betreibt hier mit Steuergeldern gezielt Gender-Propaganda, die mit Halbwahrheiten, Angstmacherei und Vorurteilen operiert. In Wirklichkeit geht es nämlich gar nicht um Technologie, Zukunft und den Standort Deutschland, sondern ausschließlich darum, den Frauenanteil in den Mint-Berufen zu erhöhen. Unter der neutral klingen Überschrift „Perspektiven und Berufsbildung im Studium“ werden in der Broschüre des Ministeriums hauptsächlich Frauen porträtiert. Auch auf den Bildern sind fast immer nur Mädchen und Frauen zu sehen, und in einer Statistik mit vielen bunten Balken wird ausführlich beklagt, daß Frauen deutlich weniger als die Hälfte der Studierenden in den Mint-Fächern ausmachen und ihr Anteil sich in den letzten fünf Jahren – trotz massiver Propaganda aus dem Ministerium – nicht erhöht hat.

Wer dann die vom Ministerium geförderten Mint-Projekte im Internet anklickt, lernt schnell, daß es mit der bislang geübten Zurückhaltung vorbei ist: Diese aus Steuergeldern finanzierten Programme sollen nicht unserer Volkswirtschaft dienen, sondern den beruflichen Karrieren, die Frauen in Wirtschaft und Wissenschaft nach Wunsch der Politiker anstreben sollen. Wie Wähler, Steuerzahler und Bürger, die zur Hälfte männlich sind, dies sehen, ist dem Ministerium völlig egal. Auch die Frage, ob überhaupt immer mehr Frauen in Mint-Berufen arbeiten wollen, spielt in den Verlautbarungen des Ministeriums keine Rolle mehr. Die Ideologie hat die Realität langst verdrängt.

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