© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/14 / 07. November 2014

Editorial
Der 9. November – Unser Tag der Deutschen Einheit
Christian Vollradt

Wo warst du, als die Mauer fiel? Jeder, der den 9. November bewußt erleben durfte, hat sofort eine Antwort auf diese Frage parat. Wie ein Film ziehen die Bilder jener Zeit vor dem inneren Auge vorbei. Und je näher man damals am Geschehen dran war, mischen sich auch Gerüche und Geräusche in die Erinnerung mit ein.

„Die Maueröffnung war nicht geplant, sondern durch glückliche Versehen und Mißverständnisse zustande gekommen. Die waren freilich nicht ganz zufällig“, resümierte der frühere DDR-Bürgerrechtler und Theologe Richard Schröder. Genau davon möchten wir auf den folgenden Seiten erzählen. Und erinnern: sowohl an die Euphorie und Aufbruchstimmung, die jenen ungeplanten Ereignissen folgten, als auch an die nicht ganz so zufällige Vorgeschichte dieses deutschen Frühlings im Herbst.

Daß dem Ruf nach Freiheit so schnell der Ruf nach Einheit folgte, überraschte viele – vor allem im Westen. Andere waren da hellsichtiger: „Nicht wenige Menschen in der DDR sehen in der Wiedervereinigung die einzige Hoffnung, daß, wenn nicht sie selbst, so doch vielleicht ihre Kinder oder Kindeskinder jene Grundfreiheiten erlangen, die ihnen heute verweigert werden“, stellte der Schriftsteller Reiner Kunze bereits 1982 fest. Die Geschichte hat ihm recht gegeben, nur eben schon viel früher als erwartet. Ein „glückliches Versehen“. Aber kein Zufall.

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