© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/14 / 14. November 2014

Der neue Chef greift gern in politische Debatten ein
Evangelische Kirche: Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist zum EKD-Ratsvorsitzenden gewählt worden
Gernot Facius

Was trennt die evangelische von der katholischen Kirche in Deutschland? Spötter sagen: eine Strecke von 1.000 Meter. So weit liegen nun die Amtssitze ihrer höchsten Repräsentanten voneinander entfernt: Die Synode in Dresden hat den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (54) mit 106 von 125 abgegebenen Stimmen zum neuen EKD-Ratsvorsitzenden gewählt. Damit hat sich das als „unberechenbares Kollektivwesen“ geltende evangelische Kirchenparlament am Dienstag dieser Woche bereits im ersten Wahlgang für einen Theologen entschieden, der wie der Münchner Kardinal Reinhard Marx (61), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, gern in politische und sozialethische Debatten eingreift.

Unumstritten ist der Nachfolger von Nikolaus Schneider (67) nicht, vor allem Bibeltreue haben Probleme mit Bedford-Strohm. Sie verübeln ihm, daß er sich hinter die mißratene „Orientierungshilfe“ zu Ehe und Familie (die JF berichtete mehrfach) gestellt hat. Für den ehemaligen Bamberger Professor und Dekan der Fakultät Humanwissenschaften, der seine SPD-Mitgliedschaft ruhen läßt, bleibt die Ehe zwar „Leitbild“, aber sie dürfe nicht auf die Mann-Frau-Beziehung „eingeengt“ werden: „Wenn Homosexuelle heiraten wollen, so ist das ein gutes Zeichen.“

Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl (64), auch er ein Lutheraner, hatte immerhin die „Dürre der theologischen Ausführungen“ in der „Orientierungshilfe“ als „verwirrungstiftend“ beklagt. Ob es Bedford-Strohm, seit 2009 der dritte Ratsvorsitzende in Folge, mit modernistischen Thesen gelingen wird, die EKD „gegen den Trend“ wachsen zu lassen (dieses Ziel war 2006 von seinem theologischen Lehrer Wolfgang Huber formuliert worden), muß angesichts der Austrittsbewegung und des demographischen Wandels bezweifelt werden. Die Mitgliederzahl der „Kirche der Freiheit“ ist auf 23 Millionen gesunken. Tendenz: weiter fallend.

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