© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/14 / 14. November 2014

Islamisten nutzen Urheberschutz für ihre Zwecke
Youtube: Für die Plattform ist es ein normaler Rechtsstreit – in Wahrheit wollen Dschihadisten nur an Adressen herankommen
Christian Schreiber

Der Internetgigant Google ist wieder einmal in die Schlagzeilen geraten, was den Umgang mit Nutzerdaten angeht. Diesmal steht die Tochterfirma Youtube am Pranger. Im konkreten Fall gab das Unternehmen personifizierte Daten eines Mitarbeiters des Senders Al Hayat TV an radikale Islamisten weiter.

Das Procedere verlief dabei nicht einmal ungewöhnlich. Auf Youtube werden jeden Tag Zigtausende Dateien mit Filmen, Beiträgen oder Musiktiteln hochgeladen. Nicht jeder Künstler ist damit einverstanden. Oft werden urheberrechtliche Ansprüche geltend gemacht. Wiederholt sich ein solcher Vorfall, veranlaßt Youtube die Löschung des betreffenden Kanals, sprich des Accounts, welcher die Videos hochgeladen hat.

Bei Al Hayat TV handelt es sich um einen arabischen Kanal, der von konvertierten Christen betrieben wird. Vor kurzem hatte sich der Nutzer „FirstCrist“ bei Youtube gemeldet und behauptet, Rechte auf Al Hayats Inhalte zu besitzen.

In Wahrheit produziert Al Hayat alle Videos selbst und benutzt keine vorgefertigten Clips. Dennoch forderte Youtube die Betreiber auf, Kontakt zu der Person aufzunehmen, schließlich schaltete sich auch noch Google ein und drohte mit Löschung.

Die Videoplattform machte auch dann keine Ausnahme, als die Betreiberin Sabatina James mehrfach eine mögliche Gefährdung aufgrund der politisch-religiösen Ausrichtung ihres Kanals geltend machte. Schließlich erklärte sich ein Mitarbeiter bereit, seine Daten für eine Kontaktaufnahme zur Klärung zur Verfügung zu stellen. Doch der angebliche Rechte-Inhaber meldete sich nicht mehr. Statt dessen mußte der Mitarbeiter untertauchen, da er auf mehreren Schwarzen Listen des Terrornetzwerks al-Qaida aufgetaucht ist.

Zahlreiche islamistische Internetseiten verbreiten nun Adresse und Foto des Mitarbeiters weiter. Auf mediale Anfragen reagierte Google übrigens nicht, ließ nur mitteilen, daß die Privatsphäre sehr ernst genommen werde, bei Urheberrechtsverstößen aber kein Weg an der Kontaktvermittlung vorbeiführe.

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