© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/14 / 14. November 2014

Frisch gepresst

Sparpolitik. Auch unbeugsame Kritiker der Bundeskanzlerin sind, sofern sie nicht in Paris oder Athen sitzen, oft bereit zu konzedieren, daß Angela Merkel wenigstens auf einem einzigen, dem Feld der vom Sparzwang diktierten Haushaltspolitik vernünftig regiert. Der Schweizer Wirtschaftshistoriker Florian Schui gesteht ihr nicht einmal das zu. Sein so lehrreicher wie kurzweiliger Rückblick auf die Geschichte von Theorie und Praxis einer am energischen Sparen, an „Austerität“, orientierten Wirtschaftspolitik offenbart eine endlose Kette gescheiterter Versuche, mit vermeintlich tugendhafter Enthaltsamkeit ökonomisch erfolgreich sein zu wollen. Erst recht unter den aktuellen Bedingungen im EU-Raum hält Schui eine rigide Sparpolitik für wirkungslos. Denn sie ignoriere das „fundamentale Problem“ der extremen, „neoliberalistisch“ erzeugten wirtschaftlichen Ungleichheit, die heute die Stabilität von Demokratien erodieren lasse. Nicht mit Sparen, sondern allein mit Umverteilung unter gleichzeitiger Wiederbelebung des ökologisch modernisierten „christlichen, sozialen Denkens“ lasse sich daher die gegenwärtige Krise meistern. (dg)

Florian Schui: Austerität. Politik der Sparsamkeit: Die kurze Geschichte eines großen Fehlers. Karl Blessing Verlag, München 2014, gebunden, 256 Seiten, 19,99 Euro

 

Rückkehr der Wölfe. Politische Tatmenschen lieben folgsam winselnde Hunde, Intellektuelle hingegen erfreuen sich nicht selten an eigenwilligen Katzen. Eckhard Fuhr, Kulturkorrespondent der Welt, fällt daher schon deswegen aus der Rolle, weil er in seiner Kolumne „Fuhrs Hund“ regelmäßig seine Sympathien für den treuesten Freund des Menschen auslebt. Aber nun macht er sich auch noch für die Wiederansiedlung des Wolfes im dichtbesiedelten Deutschland stark. Dabei gerät ihm sein klug argumentierendes Plädoyer für die Rückkehr der Raubtiere zwar zur kurzweiligen Kulturgeschichte der Beziehungen des Menschen zum übel beleumundeten Isegrim. Doch ist zu fragen, ob Fuhr, der schwärmt, „Nachbar Wolf“ sei „ein Teil des europäischen Traums“, seine Erwartungen nicht romantisch überfrachtet, als er darauf vertraut, die „Heimkehr“ des Wolfs könnte als „kultureller Katalysator“ eine Abkehr vom vorherrschenden „musealen Naturverständnis“ bewirken und ein angemesseneres Verhältnis zwischen Mensch und Natur stiften. (ck)

Eckhard Fuhr: Rückkehr der Wölfe. Wie ein Heimkehrer unser Leben verändert. Riemann Verlag, München 2014, gebunden, 220 Seiten, Abbildungen, 19,99 Euro

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