© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/14 / 21. November 2014

Die Volksseele ist nicht zu bändigen
Mexiko: Korruption und Kriminalität halten das Land in Atem / Präsident Nieto steht vor dem Scherbenhaufen seiner Politik
Mario Jacob

Immer wieder entlädt sich die mexikanische Volksseele über die Korruption in Polizei und Justiz sowie über die steigende Kriminalität. Den Höhepunkt bildete hierbei der Sturm auf das Regionalparlament des Bundesstaates Guerrero im Südwesten des Landes. Seit dem 26. September sind 43 Studenten aus Ayotzinapa nun schon verschwunden. Doch die Informationen fließen spärlich. Fest steht lediglich, daß sie in der Stadt Iguala von Polizisten entführt und offenbar später Mitgliedern der kriminellen Organisation „Guerreros Unidos“ übergeben und von diesen getötet wurden, so jedenfalls die Erklärung der Generalstaatsanwaltschaft.

Der Fall wirft ein grelles Licht auf die enge Verstrickung staatlicher Institutionen mit dem organisierten Verbrechen. Zwar wurde der Bürgermeister von Iguala als mutmaßlicher Drahtzieher der Tat festgenommen. Doch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International werten dies als Alibiaktion. Offen kritisiert Amnesty die Verschleppung der Ermittlungen und prangert Nachlässigkeiten bei der Verfolgung schwerer Straftaten im allgemeinen an. Im Korruptionsindex der regierungsunabhängigen Organisation Transparency International belegt Mexiko Platz 106 von 177 Ländern.

Nach der Zerschlagung der Großkartelle durch die rigorose Politik von Präsident Enrique Peña Nieto ist kein Frieden eingekehrt. Im Gegenteil. Das entstandene Machtvakuum füllen nun kleine, lokal agierende, äußerst brutale Banden. Entführungen, Überfälle, Auftragsmorde und Schutzgelderpressung sind an der Tagesordnung. Egal, ob Supermarkt, Kneipenwirt oder Zeitungsverkäufer: alle müssen zahlen. 13.000 Mexikaner gelten offiziell als vermißt.

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