© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/14 / 21. November 2014

Verunsicherte Juniorprofessoren: Wenig Aussichten auf Weiterbeschäftigung
Kritisches Denken als Karriererisiko
(wm)

Mit der 5. Novelle des Hochschulrahmengesetzes wurde 2002 ein neuer Hochschullehrertyp geschaffen: der Juniorprofessor. Dem akademischen Nachwuchs, exzellente Promotion vorausgesetzt, sollte damit ohne Habilitation der schnelle Weg zu Forschung und Lehre eröffnet werden. Nach einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft Juniorprofessur (DGJ), erhoben unter den 1.500 Stelleninhabern, scheinen sich jedoch die wenigsten an die Reform geknüpften Erwartungen erfüllt zu haben. Wie der DGJ-Vorstandsvorsitzende Remigius Bunia (FU Berlin) in seiner Deutung der Umfrageergebnisse hervorhebt (Forschung & Lehre, 9/14), sei die Mehrheit seiner Kollegen „unzufrieden und unsicher“. Die Zufriedenheit mit der persönlichen und beruflichen Situation verringerte sich seit 2012 „erheblich“. Unter den Hauptgründen dafür könne man vor allem fehlende Zukunftsperspektiven ausmachen, da 2014 zwei Drittel der Juniorprofessoren kurz vor dem Ende ihrer fünfjährigen Amtszeit noch keine Aussicht auf Weiterbeschäftigung hatten. Ebenso verunsichernd wirken Beschränkungen der Forschungsfreiheit. Die Ausbildung eigener Positionen und damit das Vertreten vielleicht unbequemer Meinungen sei zunehmend ein Karriererisiko, so daß sich eine „dramatische Gefährdung der Innovations- und Kritikfähigkeit der bundesdeutschen Forschung“ abzeichne.

www.forschung-und-lehre.de

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