© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/14 / 28. November 2014

„Es geht um Resultate statt Ideologie“
Rezension: Mit Denkanstößen kritisieren Dirk Maxeiner und Michael Miersch den herrschenden Ökologismus
Alexander Bagus

Für grüne Fundamentalisten, Ideologen und Ökologisten dürften Dirk Maxeiner und Michael Miersch wirklich das sein, als was sie sich selbst inzwischen betrachten: Renegaten, Abtrünnige, die die reine grüne Lehre verraten, die sie einst selbst vertraten. Mit diesem Begriff können sich die beiden Publizisten auch viel mehr identifizieren als mit jeder anderen Bezeichnung. So wurde Maxeiner wegen seiner Haltung in einer offiziellen Veröffentlichung des Bundesamts für Umwelt als „Klimawandelskeptiker“ bezeichnet. Im grünen Milieu sind die beiden schon seit ihrem gemeinsamen Erstwerk „Öko-Optimismus“ aus dem Jahr 1996 nicht mehr wohlgelitten. Dazu haben in den letzten Jahren auch ihre Kolumne in der Tageszeitung Die Welt sowie ihre Zusammenarbeit mit Henryk M. Broder, mit dem sie den Blog „Die Achse des Guten“ betreiben, weiter beigetragen.

Zeitumstellung bringt ebenso Vorteile wie Nachteile

Ihr neuestes Buch „Alles grün und gut?“ unterzieht das ökologische Denken einer Bilanz. Dabei gehen sie ziemlich schonungslos vor. Den Auftakt macht ein „gutgelauntes Ökotagebuch“. Sie führen damit auf, wie weit wir alle und unser Alltag eigentlich schon grün geprägt sind und entsprechend handeln. Doch genauso folgt der grünen Umgestaltung der Racheeffekt. So wird im Falle der Zeitumstellung der Energiegewinn durch eingesparten Strom von höheren Heizkosten aufgefressen. Immer wieder liegt der Finger in der Wunde: Die Kunstgriffe, mit denen Atomstrom zum Öko-Strom wird, die Gefahren, die von Solarzellen im Brandfall ausgehen, die negativen Folgen des Wassersparens sowie des Dämmwahns und vieles mehr heben Maxeiner und Miersch deutlich hervor.

So heben sie ab auf die Geschichte der grünen Bewegung und zeigen umfassend auf, was sich in den letzten fünf Jahrzehnten verbessert hat. Die Wirksamkeit der Lehren des britischen Geistlichen und Ökonomen Thomas Malthus widerlegen die beiden Publizisten nicht nur. Sie unterstreichen auch deutlich die Inhumanität dieser Lehren, auch wenn sich viele nicht bewußt sind, daß sie auf den Spuren Malthus’ wandeln. Maxeiner und Miersch lehnen diese Menschenfeindlichkeit der meisten Ökologisten ganz klar ab. Und so bürsten sie viele Themen gegen den grünen Strich: Ener-giewende, Öko-Landwirtschaft, Tierschutz, Nichtregierungsorganisationen.

Gleichzeitig machen sie darauf aufmerksam, daß sie mit ihrer kritischen Haltung nicht alleine sind. Nicht wenige sind ebenso „abtrünnig“ geworden wie sie selbst. Dazu zählt Patrick Moore, der Greenpeace mitbegründet hat und dessen Name 2007 aus der Liste der Gründer eben genau jener Organisation gestrichen wurde. Auch Vera Lengsfeld, Mitbegründerin der Ost-Grünen, darf zu den heutigen Ökologismus-Kritikern gezählt werden.

Ein Interview mit ihr bereichert das Buch und wirft ein Licht auf den „Zusammenhang von Freiheit und sauberer Luft“. Unbemerkt lassen sie auch nicht die unaufgearbeitete Geschichte der deutschen Grünen und ihrer Wurzeln in der NS-Zeit.

Was treibt die beiden zu dieser Fundamentalkritik? Sollen wir zurück in „die gute alte Zeit“ unserer Großeltern, als die Luft und das Wasser noch so viel reiner waren? Maxeiner und Miersch räumen mit solchen Märchen auf. Heute geht es der Umwelt in den meisten Gegenden der westlichen Welt so gut wie nie in den letzten 150 Jahren. Sie wollen vielmehr zurück zur Vernunft, zu einem ökologischen Denken, das diesen Namen auch verdient. „Es geht um Resultate statt Ideologie. Effektiver Umweltschutz ist nicht allein eine technische, sondern eine soziale Frage.“

Die grüne Bewegung müsse den Reset-Knopf drucken. Für die Technik brechen sie dabei durchweg eine Lanze. Verteuflungen wie die der Gentechnik und ihren Ergebnisse wie des „goldenen Reises“ lehnen sie ab. Diese Erfindung eines Deutschen und eines Schweizers kann Millionen Kinder vor Gesundheitsschäden bewahren, vielen Tausenden sogar das Leben retten. Wären da nicht Lobbyisten wie die von Greenpeace, die mittels Lügen, Propaganda und Aktionen den „goldenen Reis“ verteufeln. Das gilt auch für andere technische Entwicklungen.

Am Ende winken dem Leser, abgesehen von einem Anhang mit einer „Zeitreise durchs Grüne“, elf Lektionen, um sich nicht vom Ökologismus einlullen zu lassen. Maxeiner und Miersch ist ein Buch gelungen, das geeignet ist, vernunftbegabte Menschen zu erreichen, die bisher die Ideologie der Grünen noch nicht durchschaut haben.

Dirk Maxeiner, Michael MIersch: Alles grün und gut? Albrecht Knauss Verlag, München 2014, 384 Seiten, gebunden, 19,99 Euro

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