© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/14 / 28. November 2014

Gold als Wertanlage
Gute Unternehmen gut einkaufen
Thorsten Polleit

Immer mehr Menschen treibt die Sorge um, daß sie mit ihrer Altersvorsorge Schiffbruch erleiden werden. Unbegründet ist das nicht. Das weltweite Kredit- und Geldsystem hat scheinbar schwere Schlagseite: Ob US-Dollar, Euro, chinesischer Renminbi, britisches Pfund oder Schweizer Franken – sie alle sind ungedecktes Papiergeld. Mit diesem Geld gab es schon viele Experimente, wie die Währungsgeschichte eindrücklich zeigt. Die Experimente sind alle schlecht ausgegangen für die, die sich auf das Versprechen verlassen haben, ungedecktes Papiergeld sei werthaltig.

Anleger, die ihr Kapital langfristig sichern und mehren wollen, kommen nicht umhin, in Produktivkapital zu investieren. Die Aktien guter Unternehmen gilt es nicht nur aufzuspüren, sondern auch günstig zu kaufen, sonst wird es kein gutes Investment.

Regierungen sorgen früher oder später immer wieder dafür, daß ausstehende Schulden zu ihren Gunsten entwertet werden – indem die Rückzahlung eingestellt, der Besitzer von Finanzvermö-gen besteuert oder indem die Kaufkraft des ungedeckten Papiergeldes geschmälert wird. Die Geschichte ist dabei, sich zu wiederholen. Im Euroraum geht es den vielen Haltern von klassischen Sparinstrumenten – wie Termin- und Spareinlagen, Geldmarktfonds, Bank- und Staatsschuldpapiere – an den Kragen: wie zum Beispiel mit Negativzinsen, steigender Besteuerung, Schuldenschnitten und einem Aushöhlen des Geldwertes.

Es drängt sich auf, Gold zu halten. Denn Gold bleibt, während ungedeckte Papierwährungen kommen und gehen. Gold hat Eigenschaften – wie zum Beispiel Knappheit, Haltbarkeit und Lagerfähigkeit –, die es zu einem geradezu perfekten Geld machen. Die Abkehr vom Goldgeld Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts war übrigens nicht, wie heute vielfach kolportiert wird, ein „Fortschritt“. Im Gegenteil. Es war ein Rückschritt, den die Sparer, die ihre Mittel in ungedecktem Papiergeld angelegt haben, noch zu spüren bekommen werden.

Anders als ungedecktes Papiergeld wird der Wert des Goldes nicht auf null fallen. Denn Gold wird immer einen nichtmonetären Nutzen haben. Der häufig zu hörende Einwand, Gold bringe keine Zinsen, geht zwar an der Sache vorbei: Gold wird schließlich nicht zum Zinsverdienen gehalten. Dennoch lenkt er den Blick auf etwas sehr Wichtiges: Was der Sparer letztlich braucht, ist nicht nur eine Versicherungskomponente für sein Vermögen, er braucht eine Rendite, die nach Abzug der Inflation positiv ist. Nur so wird er seine Mittel über die Zeit hinweg nicht nur erhalten, sondern auch mehren können.

Die Möglichkeit, eine dauerhaft positive Realverzinsung erzielen zu können, gibt es prinzipiell nur im Unternehmenssektor. Sprich: Anleger, die ihr Kapital langfristig sichern und mehren wollen, kommen nicht umhin, in Aktien, in Produktivkapital zu investieren. Allerdings werden nicht alle Unternehmen in der Lage sein, in Zeiten turbulenter Finanzmärkte, konjunktureller Erschütterungen und Geldentwertung erfolgreich zu wirtschaften und Gewinne zu erzielen. Das können nur wenige Unternehmen.

Zu diesen „guten Unternehmen“ zählen solche, die über Wettbewerbsvorteile verfügen, die etwas können, was andere nicht können und daher Preissetzungsmacht haben. Ihnen ist es möglich, steigende Produktionskosten auf die Absatzpreise zu überwälzen und so ihre Gewinnrenditen stabil zu halten oder gar auszuweiten. Gute Unternehmen aufzuspüren ist das eine. Das andere ist, darauf zu achten, daß man gute Unternehmen nur zu günstigen Preisen kauft. Denn selbst ein gutes Unternehmen ist, wenn es zu teuer gekauft wird, kein gutes Investment.

Wägt man das Für und Wider ab, so gibt es gute Gründe, bei der Geldanlage prinzipiell auf Aktien und Gold zu setzen. Gold ist das ultimative Zahlungsmittel. Es ist die wohl wirksamste Impfung gegen Totalverlust, der im ungedeckten Papiergeldsystem drohen kann. Mit Gold und Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodelle auch schwierige Zeiten wie Wirtschafts- und Währungskrisen überstehen können, besteht die Möglichkeit, dem finanziellen Sturm wirksam die Stirn zu bieten, für den das ungedeckte Papiergeldwesen noch sorgen wird.

 

Prof. Dr. Thorsten Polleit, Jahrgang 1967, ist Ökonom und Investor. Er lehrt als Honorarprofessor Volkswirtschaft an der Universität Bayreuth. Auf dem Forum schrieb er zuletzt über Währungskrise und Papiergeldmonopol („Die Staatsschulden streichen“, JF 45/13).

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