© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/14 / 28. November 2014

Meldungen

Namibia: Traditionelle Strukturen lösen sich auf

BERLIN. Das seit 1990 unabhängige Namibia, das ehemalige Deutsch-Südwestafrika, nimmt weltweit eine Spitzenposition ein – und zwar „im Auseinanderklaffen zwischen Arm und Reich“. Diese geradezu gesetzmäßige Folge der Globalisierung habe den Staat, der unter einer verheerenden Aids-Epidemie leide, derart hart getroffen, daß die „konsumistische Moderne alles Traditionelle in einem Säurebad aufzulösen“ drohe (Forschung, 2/2014). Vor allem die Familie, so berichten die im Rahmen eines DFG-Projekts in Namibia forschenden Gießener Soziologen Reimer Gronemeyer und Michaela Fink, löse sich auf, und alte ländliche Orientierungen zerbrechen. Sichtbarste Konsequenz dieses Prozesses der Dekomposition patriarchalisch-autoritärer Kultur sei die Notlage einer steigenden Zahl von Aids-Waisen. Die seien bislang in Großfamilien versorgt worden, würden mit dem Zerfall dieser Strukturen aber nun Hunger, Krankheit und Verwahrlosung ausgeliefert. Eine neue, nachbarschaftliche „Kultur des Sich-Kümmerns“, die Abhilfe schaffen soll, lasse sich mit Suppenküchen, Kindergärten und Waisenhäusern nur in Ansätzen erkennen. (ob)

www.dfg.de

 

Gladiatoren: Stark, aber adipös mit Bohnenbrei

San Francisco. Im Jahre 1993 wurden in Ephesos, der einstmaligen Hauptstadt der römischen Provinz Asia, 67 Gladiatorengräber aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. entdeckt. Die Untersuchung der darin enthaltenen Gebeine begann 2001 und erbrachte bereits interessante Aufschlüsse über den Stand der antiken Medizin. Nun gelangte ein Forscherteam unter Fabian Kanz und Sandra Lösch von den Universitäten Wien und Bern zudem auch noch zu neuen Erkenntnissen über die Ernährung der legendenumwobenen Kämpfer: Wie die Isotopenverhältnisse in deren Skelettresten zeigen, haben sie sehr viel weniger Fleisch als kalorienreiche pflanzliche Kost wie Bohnen- und Getreidebrei zu sich genommen. Deshalb dürften die Gladiatoren ziemlich adipös gewesen sein. Auffällig ist des weiteren der hohe Strontium-Anteil in den Knochen, den die Wissenschaftler mit der Aufnahme eines Tranks aus pflanzlicher Asche erklären. Dieser diente wohl der Kräftigung und besseren Knochenheilung nach Verletzungen. (wk)

www.plosone.org 

 

Erste Sätze

Keiner der heutigen Herren des deutschen Raumes weiß, was zu tun ist.

Friedrich Hielscher: Das Reich, Berlin 1931

 

Historisches Kalenderblatt

3. Dezember 1984: In der indischen Millionenstadt Bhopal treten im Chemiewerk der US-Firma Union Carbide einige Tonnen hochgiftige Substanzen aus. Der bisher weltweit größten Umweltkatastrophe fallen etwa 25.000 Tote und fast 500.000 Verletzte zum Opfer.

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