© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/14 / 05. Dezember 2014

Mütterlichkeit bleibt ausgespart
Tagung: Kritik an der Genderismus-Ideologie
Hans-Bernhard Wuermeling

Welche Ideologie mit welchem Machtanspruch hinter dem Genderismus steht, wurde kürzlich bei einer Tagung des Instituts für Gesellschaftswissenschaften Walberberg in Bonn unter der Leitung von Wolfgang Ockenfels deutlich. Die DDR-Dissidentin Vera Lengsfeld hielt sich dabei an Friedrich Schillers Deutung aller Geschichte als eines Kampfes zwischen Herrschaft und Freiheit. Es sei ihr unverständlich, wieso eine gegenwärtige Politik dasselbe Ziel wie ein totalitäres System verfolge: Frauen werden unter Vorspiegelung des Zieles „Gleichstellung“ dem Totalitätsanspruch von Staat und Wirtschaft ausgeliefert. Dies bedrohe ihre Freiheitsrechte und laufe letztlich auf eine Zerstörung der Familie hinaus.

Elternrecht auf Erziehung eingefordert

Die Journalistin Birgit Kelle, Mutter von vier Kindern und Autorin des Bestsellers „Dann mach doch die Bluse zu“, wandte sich gegen den von dem SPD-Politiker Olaf Scholz 2002 so bezeichneten staatlichen Anspruch auf die „Lufthoheit über den Kinderbetten“. Dieser zeigt gegenwärtig mit den von einer Minderheit ausgedachten Plänen für eine obligate Sexualaufklärung in Kindergärten und Schulen sein wahres Gesicht. Temperamentvoll forderte sie gegenüber diesem Anspruch ihr Elternrecht auf Erziehung ihrer Kinder ein. Um das wahrzunehmen, bedürften die Frauen der Möglichkeit einer echten freien Wahl zwischen Kindererziehung in der Familie und anderen Berufen.

Die emeritierte Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz befaßte sich mit den tieferen Wurzeln der Ideologie des Genderismus. Dieser liege das Problem des Verhältnisses zwischen der biologischen Natur des Menschen und der sie ausformenden Kultur zugrunde. Menschliches Handeln beruhe sowohl auf biologischen Vorgaben als auch auf einer durch Erziehung vermittelten Kultur. Der Genderismus halte die Geschlechtlichkeit des Menschen als biologische Vorgabe jedoch für unbedeutend und behaupte, daß jeder seine geschlechtliche Ausrichtung frei wählen könne und müsse. Auf den biologischen Vorgaben fußende „Kulturen“ seien Ausdruck einer einschränkenden Herrschaft über Menschen und deswegen zu bekämpfen.

Sicher ist eine solche Lehre wirklichkeitsfremd. Die Auseinandersetzung mit ihr sei aber schwierig, so Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, weil es seit dem Mittelalter keine Philosophie der Leiblichkeit des Menschen mehr gegeben habe. Insbesondere die leibgebundene Mütterlichkeit sei im Genderismus völlig ausgespart. Nur die Kirche habe sich noch damit beschäftigt.

Als Gegenentwurf zum vorherrschenden Genderismus verwies sie auf das von einer Expertengruppe vorgestellte Memorandum „Prinzipien Sexualpädagogik“, das als Handreichung für Eltern und Lehrer dienen solle (www.prinzipien-sexualpädagogik.org).

Kontakt: Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V., Simrockstr. 19, 53113 Bonn, Telefon: 0228 / 21 68 52

http://institut-walberberg.de

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