© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/14 / 05. Dezember 2014

Pleitier Kim Dotcom droht Abschiebung
Copyrightverletzungen: Für den deutschen Internetstar wird es eng in Neuseeland, weil die US-Justiz ihn austrocknet
Ronald Gläser

Kim Schmitz ist pleite. Das hat der exzentrische Firmengründer als Kim Dotcom über Twitter verkündet. Der 40jährige mußte zu Beginn der Woche vor einem neuseeländischen Gericht mit einem neuen Anwalt erscheinen, nachdem seine bisherige Kanzlei das Mandat niedergelegt hatte. „Meine Anwälte sind weg, sie haben mich ausgesaugt“, sagt er. Zehn Millionen Dollar habe er bereits in seine Verteidigung investiert, so Dotcom.

Damit wird eine Auslieferung Dotcoms wahrscheinlicher, wenngleich er am Montag einen juristischen Teilsieg errang: Er bleibt auf Kaution in Freiheit. Die USA wollen den gebürtigen Deutschen wegen angeblicher Copyrightverletzungen angeklagen, beharren auf seiner Auslieferung. Dotcoms 2012 geschlossene Firma Megaupload wurde nach Ansicht der Rechteinhaberindustrie genutzt, um Dateien illegal zu tauschen. Deswegen stürmten 2012 Antiterrorkräfte seinen pompösen Landsitz und konfiszierten sein Vermögen.

Der neuseeländische Premierminister John Key mußte sich später für den Übergriff entschuldigen. Dotcom bekam einen Teil seines Eigentums zurück. Aber danach verließ ihn das Glück: Die Amerikaner boxten vor Gericht durch, daß die Razzia in seiner Villa doch korrekt gewesen sei. Dotcom sagt, sie wollten ihn finanziell austrocknen, was ihnen gelungen zu sein scheint. Die Miete für sein Anwesen sei noch bis Mitte 2015 im voraus bezahlt, teilte er auch gleich mit. Solche Bekenntnisse sind ein Teil der Show. Zwischenzeitlich hatte Dotcom die „Internetpartei“ gegründet und sich zur Wahl gestellt. Ohne Erfolg. Und das, obwohl er sich deswegen sogar aus seiner neuen Firma mega.com zurückgezogen hat. „Ich bin jetzt ein Paria, seit mich die Partei des Premierministers als Nazi abgestempelt hat“, so Dotcom über seinen gescheiterten Wahlkampf.

Er selbst sieht sich als modernen Robin Hood. Vor zwei Wochen twitterte er: „Kauf ein Geschichtsbuch, und du siehst, daß die meisten, die für Freiheit und Recht gekämpft haben, eines gemeinsam hatten: die Verfolgung.“

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