© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/14 / 05. Dezember 2014

Großangelegte Entlastung der Deutschen: Christopher Clarks „revisionistische Welle“
Fischers Fritze abgehängt
(ob)

Für Wolfram Wette, den einstigen Exponenten der „Roten Zelle“ im Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg, zeichnet sich die neu entfachte Debatte über die Ursachen des Ersten Weltkrieges durch eine „großangelegte Entlastung der Deutschen“ aus. Vor allem die „Sprengkraft der Bücher“ von Christopher Clark (JF 42/13) und Herfried Münkler (JF 7/14) sei geeignet, „die deutsche Gewaltgeschichte zu glätten und zu entsorgen“. Ohne unbekannte Archivalien präsentieren zu können, lediglich aufgrund alternativer Interpretationen bekannter Quellen, brachten Clark und Münkler eine „revisionistische Welle“ ins Rollen, die dazu führte, daß nach einer Forsa-Umfrage lediglich 19 Prozent der Befragten noch von Fritz Fischers 1961 lancierter Deutung einer deutschen „Hauptschuld“ am Kriegsausbruch von 1914 überzeugt sind (Blätter für deutsche und internationale Politik, 9/2014). Da Fischers These zum identitätsbildenden Kernbestand der 68er-Geschichsideologie gehörte, müssen ewiggestrige Angehörige dieser Alterskohorte wie der Ruheständler Wette konsequent deren Dekonstruktion sowohl als „Rückkehr zu längst überholt geglaubten Rechtfertigungen“ wie auch als Ermunterung für eine Politik attackieren, „die deutsche Verantwortung in der Welt wieder militärisch definieren möchte“.

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