© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/14 / 12. Dezember 2014

Schlechte Nachricht für den Industriestandort Deutschland
Der letzte Opel aus Bochum
Markus Brandstetter

Der 5. Dezember steht jetzt rot in den Kalendern in Bochum. An diesem Tag ist im Bochumer Werk der letzte Opel vom Band gelaufen. Kurz nach Mitternacht endete die letzte Schicht. Nach einem anthrazitfarbenen Zafira-Familienbus war Schluß.

Die Schließung des Werkes kommt nach 52 Jahren. Im Juli 1963 war in Bochum der erste Opel Kadett A produziert worden. Fast 12.000 Arbeiter standen damals bei Opel in Lohn und Brot, später waren es sogar 20.000. Zu Spitzenzeiten liefen im Jahr 250.000 Fahrzeuge vom Band.

Die Schließung des Werkes folgt einem Untergang auf Raten. Vor zwölf Jahren hatten in Bochum noch fast 11.000 Menschen gearbeitet, acht Jahre danach waren es noch 5.170, bis Dezember waren es noch ganze 3.500. Die meisten davon wechseln jetzt für zwei Jahre in eine Transfergesellschaft, wo sie mit Gehaltseinbußen rechnen müssen. Haben sie während dieser zwei Jahre keinen neuen Job gefunden, dann droht der Gang zum Arbeitsamt. Der Grund für die Schließung des Werkes ist klar: Opel hat vor Jahren schon den Anschluß an Volkswagen, Audi und die japanische und insbesondere koreanische Konkurrenz verpaßt. Die einst mächtige US-amerikanische Mutter General Motors befindet sich selber seit Jahrzehnten im Dauerniedergang, mußte zwischenzeitlich sogar Insolvenz anmelden, berappelt sich jetzt zwar wieder, aber irgendwo mußten Bauernopfer gebracht werden – und eines davon war Bochum.

Für die Stadt Bochum und das Ruhrgebiet ist das eine ganz schlechte Nachricht, weil in Bochum die Arbeitslosigkeit sowieso schon bei zehn Prozent liegt und kein großer, neuer Arbeitgeber in Sicht ist. Natürlich zeigen sich auch hier wieder einmal die eklatanten Versäumnisse der Politik: Obwohl seit Jahren klar ist, daß Opel schließen wird, wurden weder neue Betriebe noch neue Branchen in der Region angesiedelt.

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