© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/14 / 12. Dezember 2014

Blick in die Medien
Wir werden weiterkassieren
Tobias Dahlbrügge

Sie freuen sich auf ein Wiedersehen mit einer alten Serienfolge auf Youtube – und dann erscheint: Dieses Video ist nicht verfügbar, weil BMG die Rechte nicht erteilt hat. Grund: Irgendwo in der Folge dudelt ein Radio im Hintergrund ein Lied, an dem der Medienkonzern die Rechte besitzt.

Das betrifft vor allem Filme und Serien aus Produktionsjahren, in denen noch niemand an eine digitale Weiterverwertung dachte. Etliche Serienklassiker sind nur deshalb nicht auf DVD erhältlich, weil um die Rechte an einer Filmmusik gestritten wird.

An den Komponisten und Interpreten der Titel liegt das nicht; in vielen Fällen liegen die Urheberrechte gar nicht mehr bei den tatsächlichen Urhebern. Das Feilschen ist wie auf dem türkischen Basar: Wer für einen Titel bezahlt, kann vielleicht noch einen weiteren herausschlagen. Für jeden nationalen Markt wird extra verhandelt.

Gema: Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist die wachstumsreichste Branche Europas.

Besonders schwer zu lizenszeren sind große Namen wie die Beatles, die aber in etlichen Serien vorkommen. Manche DVD-Produzenten gehen kreative Wege, um die Rechteblockade zu umgehen: Sie blenden die Lieder einfach aus oder nehmen die Titel mit namenlosen Musikern preiswert neu auf.

Inzwischen haben sich professionelle Rechte-Agenturen darauf spezialisiert, auch in verzwickten Fällen an Lizenzen heranzukommen – ein Millionengeschäft. Zahllose Fernsehklassiker bleiben trotzdem weiter im Kellerregal und sind noch weit von einer DVD-Veröffentlichung entfernt.

Vor diesem Hintergrund hat der Gema-Dachverband eine Studie in Auftrag gegeben, die – O Wunder! – zu dem Schluß kommt, daß die Kultur- und Kreativwirtschaft die wachstumsreichste Branche Europas sei. Von dieser Erkenntnis sollen nun „wichtige Signale nach Brüssel“ ausgehen, von wo sich die Rechteverwerter „ein starkes Urheberrecht“ versprechen. Ziel sei „die Stärkung des digitalen Binnenmarktes“, also die weitere Lizenz zum doppelten Abkassieren.

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