© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/14 - 01/15 / 19. Dezember 2014

Der Fall Edathy und die SPD
Peinlich, peinlich, peinlich
Michael Paulwitz

Das hätte der SPD so gepaßt: Den CSU-Innenminister wegen Geheimnisverrats zur Ablenkung über die Klinge springen lassen, und dann die Kinderporno-Affäre um ihren Vorzeige-Politiker Sebastian Edathy einfach abhaken.

Damit die Rechnung aufgeht, hätten freilich alle dichthalten müssen in der entscheidenden Frage: Wer hat denn nun dem seit Monaten untergetauchten Edathy rechtzeitig gesteckt, daß gegen ihn ermittelt wird? Der Betroffene selbst, der seine Verstrickung in die Pädophilenszene immer weniger leugnen kann, sieht wohl auch keinen Grund mehr, seine ehemaligen Partei-„Freunde“ durch Schweigen zu schonen und ihnen ihre Posten zu retten.

Angesichts der Versuche Edathys, sich selbst durch die Benennung anderer Mitwisser zu entlasten, verwickeln sich die SPD-Protagonisten in groteske Widersprüche. Vor allem für Fraktionschef Thomas Oppermann wird es eng. Wenn schon der Wink des Innenministers an den Parteivorsitzenden des Koalitionspartners, um diesen vor einer Fehlbesetzung zu warnen, Grund genug zum Rücktritt war: Wieviel mehr dann direkte Durchstechereien an den Verdächtigen selbst, durch die offenbar die Ermittlungen der Justiz behindert wurden? Der Fall Edathy wird zum Fall SPD – und zum peinlichen Offenbarungseid für die politische Klasse.

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