© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/14 - 01/15 / 19. Dezember 2014

Die Heiligen Drei Könige waren gar keine Monarchen.
Hätten Sie‘s gewußt? Künder des Heils
Christian Vollradt

An Weihnachten gehören sie einfach dazu. Wie das Jesuskind, Maria und Josef, die Hirten oder Ochs und Esel: die Heiligen Drei Könige. Doch wie die beiden tierischen Gesellen sind auch die drei Monarchen zwar Bestandteil unserer Tradition, kommen aber in der biblischen Geschichte gar nicht vor.

Denn dort, im 2. Kapitel des Matthäusevangeliums heißt es: „siehe da kamen Magier aus dem Osten nach Jerusalem und sprachen: wo ist der (neu) geborene König der Juden?“ Nicht von Königen ist die Rede und nicht von der Zahl drei. Diese Magier aus dem Osten, bekannt auch als Weise aus dem Morgenland oder babylonische Sterndeuter, hatten eine wundersame Entdeckung am Himmel gemacht, den „Stern von Bethlehem“, der in Wirklichkeit wohl kein Stern, sondern die Konjunktion von Saturn und Jupiter im Sternenbild der Fische war. Weil die Gelehrten nicht nur über astronomisches und astrologisches Wissen verfügten, sondern auch die jüdische Messiashoffnung kannten, folgten sie dem Himmelsphänomen, um dem angekündigten König der Juden zu huldigen. Als sie das Kind sahen, „fielen sie nieder und beteten es an, öffneten ihre Schätze und brachten Gaben dar, Gold, Weihrauch und Myrrhe“.

Wegen dieser Dreiheit der Gaben, und weil diese als Königsgeschenke galten, hat man sich ab dem 5. Jahrhundert die Magier als Könige vorgestellt. Ebenso spielte dabei die alttestamentarische Überlieferung eine Rolle, etwa Psalm 72, 10, wo es über den Messias heißt: „Die Könige von Tarschisch und den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben.“ Ungefähr seit dem 8. Jahrhundert tauchen die Namen Caspar, Melchior und Balthasar auf, erst im 14. Jahrhundert ist einer der drei – meist Caspar – als Schwarzer dargestellt. Wiederum zweihundert Jahre später finden die für die Volksfrömmigkeit maßgeblichen Dreiergruppen als Heilige Drei Könige kostümiert Verbreitung, die uns heute als Sternsinger in katholischen Gegenden wohlvertraut sind.

Im 19. Jahrhundert besann man sich gerade in der Kunst wieder auf eine eher historisierende Darstellung, so wie in unserer Zeichnung nach einem Gemälde von Jacques Joseph Tissot aus dem Jahr 1894. Und der berühmte Theologe Adolf Schlatter (1852–1938) sprach mit Blick auf die vermeintlichen Könige gar von einer „im Mittelalter verdorbenen Gestalt dieser Geschichte“, die deren „tiefen Ernst verdeckt“. Denn die biblische Erzählung hat es in sich: Nicht Israel verkündet den Heiden die frohe Botschaft von Christi Geburt, sondern umgekehrt: die Magier – das unreine Gegenstück zu den erleuchteten Propheten oder den Schriftgelehrten – tun dies Jerusalem kund. Die Völker huldigen dem Messias, während sich das Gottesvolk ablehnend verhält. Und so steht es später auch am Kreuz: „Jesus von Nazareth, König der Juden“. Durchgesetzt von Pontius Pilatus, einem Heiden – wie die Magier aus dem Osten.

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