© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/14 - 01/15 / 19. Dezember 2014

Grüße aus Paris
Deutsche Oasen
Olivier Renault

Glühwein, Adventskalender und Weihnachtsgebäck im ersten deutschen Biergarten. Dieses Gemisch klingt im Dezember in Paris ein bißchen verrückt. Entspricht aber der Realität.

Gemeint ist die Kneipe „Kiez Biergarten Parisien“ im Norden von Paris. Zu finden im Szeneviertel des 18. Arrondissement unweit von Sacré-Coeur und der Basilika Saint-Denis, die alle Könige Frankreichs beherbergt.

In der Rue Vauvenargues ist der „Kiez“ allseits bekannt. In bester Erinnerung ist den Anwohnern noch die Fußballweltmeisterschaft im Sommer. Es war sehr laut, erklärt eine Angestellte von der Werbeagentur Dream One, die direkt gegenüber vom „Kiez“ liegt. Ein Meer von deutschen Fahnen sei zu sehen gewesen, und die Gäste hätten vor Begeisterung bei jedem Tor der Mannschaft derart laut gejubelt, daß die Franzosen nicht schlafen konnten. Die Deutschen von Paris würden sich dort treffen. Es sei die neue Kommandantur, unterstreicht sie humorvoll.

Deutsch schlemmt man nicht nur im „Kiez“ sondern auch im „germanophilen Café Titon“.

Der Figaro ist voll des Lobes. Der „Kiez“ begeistere nicht nur Deutsche, die es nach Paris verschlagen habe, sondern auch viele Franzosen. Er sei eine Besonderheit sowie eine Oase in Paris. Die Idee zur Eröffnung des Lokals hatten der Franzose Maxime Hugonnet und der aus Hamburg stammende Niklas Riehm. Ende April 2014 öffneten die Tore, und der Gast wähnt sich seitdem in einer Kiezkneipe in Hamburg.

Doch keine Angst, es gibt nicht nur Astra-Pils, sondern auch Paulaner für Bayern, Kölsch für Rheinländer, Tannenzäpfle für Badener sowie für die Eingeweihten „une ‘Weihnahtsbier’ de Mönchshof“. Gereicht werden dazu Könisberger Klopse, Wiener Schnitzel, Maultaschen oder eben „Saucisse du sanglier sur une purée de pommes de terre et du chou de Bruxelles Omelette“.

Im kleinen Biergarten, der auch im Winter geöffnet bleibt, sorgen Decken für das Wohlbefinden der Gäste. Der angebotene Glühwein sollte den Franzosen helfen, die Krise im Land zu vergessen. Reicht das nicht, kann der Deutschlandliebhaber weiterziehen. Es lockt „Le Stube – L’Allemagne Snack’issime“ in der Rue de Richelieu 31. Auch hier findet sich alles, was das Herz begehrt: Kartoffelsalat, Schwarzwälder Kirschtorte und Currywurst. Deutsch schlemmen kann man ebenso im „germanophilen Café Titon“ in rue Titon 34 sowie im „Der Tante Emma Laden“ beim Marché de la Porte Saint Martin im 10. Arrondissement.

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