© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/14 - 01/15 / 19. Dezember 2014

Frisch gepresst

Vertreibung. Mit erheblicher Verspätung liegen jetzt die Referate der Jahrestagung der Ranke-Gesellschaft zum Thema „Flucht, Vertreibung und Vertriebenenorganisation“ aus dem Jahr 2008 in Würzburg vor. Der Band bietet neben weitgehend fairen biographischen Porträts der Vertriebenenpolitiker Wenzel Jaksch, Hans-Christoph Seebohm und Herbert Czaja eine Fallstudie zur „Entgermanisierung“ Oberschlesiens und einen wie üblich apologetischen Versuch des Stettiner Historikers Jan M. Piskorski, die Vertreibung der Deutschen aus Ostdeutschland als „Zwangsmigration“ zu relativieren. Andreas Kossert widmet sich der Geschichte der dornenreichen Integration der Vertriebenen vornehmlich in den westlichen Besatzungszonen. Christian Lotz untersucht erinnerungspolitische Kontroversen in der Landsmannschaft Schlesien, während Matthias Finster dem Thema Geschichtspolitik des Bundes der Vertriebenen nachgeht. Der Band schließt mit einer sehr persönlichen Reflexion zur „Verweh(r)ten Heimat“ aus der Feder des 1938 in Königsberg geborenen, 2010 verstorbenen Kieler Zeithistorikers Michael Salewski. (dg)

Matthias Stickler (Hrsg.): Jenseits von Aufrechnung und Verdrängung. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014, gebunden, 204 Seiten, 44 Euro

 

Kriminal-Chronik. Sebastian Edathy hat sein Interese an Kinderpornos mit der Kunstgeschichte begründet. Dort gäbe es ja auch eine Tradition, den „Kinder- und Jungenakt“ darzustellen. Der Enthüllungsautor Gerhard Wisnewski ist dieser Aussage nachgegangen. Dabei stellte er fest, daß der vermeintliche Kunstliebhaber Edathy klare Prioritäten und relativ wenig zu diesen Themen auf seiner Webseite zu sagen hat (10 Treffer). Der Suchbegriff Kinder bringt hingegen 320 Treffer. Wisnewski erörtert auch noch einmal, wie der Fall Edathy, dessen frühere Aufdeckung durch eine SPD-Connection offenbar jahrelang unterbunden wurde, zu einer Staatsaffäre werden konnte. Ein anderes spektakuläres Kapitel ist die Hinrichtung des US-Journalisten James Foley im August – laut Wisnewski eine inszenierte Propagandaaktion, um die weltweite Öffentlichkeit für den Krieg gegen den IS weichzukopfen. Hier kommt der Verschwörungstheoretiker bei Wisnewski durch, dessen seit Jahren erscheinendes Periodikum „Verheimlicht, vertuscht, vergessen“ Vorbild für diese neue Reihe „Jahrbuch des Verbrechens“ war. (rg)

Gerhard Wisnewski: Ungeklärt, unheimlich, unfaßbar – Die spektakulärsten Kriminalfälle 2014. Knaur Verlag, München 2014, broschiert, 332 Seiten, 7,99 Euro

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