© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/14 - 01/15 / 19. Dezember 2014

Knapp daneben
Schattenseiten des Fußballs
Karl Heinzen

Über Fußball gibt es manch Gutes zu sagen: Deutschland ist Weltmeister. Junge Menschen, die selber spielen, tun etwas für Gesundheit und Sozialverhalten. Wahrscheinlich ist nirgendwo anders die soziale Mobilität so ungebremst. Im Fußball kommt es nicht darauf an, woher jemand stammt, wie reich die Eltern sind oder welchen Abschluß man nachweisen kann. Die Wahrheit liegt allein auf dem Platz.

Doch Fußball hat auch seine Schattenseiten. Hooligans halten die Polizei in Atem. Nicht nur in den Arenen der Profis, sogar in den untersten Ligen greift die Gewalt um sich. Spieler verfeindeter Teams gehen auf dem Rasen aufeinander los, Schiedsrichter werden attackiert, und manchmal mischt auch das Publikum munter mit. Spielabbrüche häufen sich, bei manchen Partien stellt sich die Frage, ob man sie überhaupt anpfeifen sollte.

Dieser Sport schürt Haß zwischen Menschen, die eigentlich nichts außer den Farben ihrer Fanschals trennt.

Mitverantwortlich für diese Exzesse ist, so meint Schiedsrichter-Ausbilder Nils-René Voigt, Jürgen Klopp. Im Fernsehstudio gebe er sich freundlich und entspannt. Auf dem Platz jedoch tobe er herum. Sein schlechtes Vorbild mache Schule. Viele würden sagen: Wenn es einem Profi wie ihm nachgesehen wird, daß er seine Aggressionen an Schiedsrichtern abreagiert, könne gleiches einem Freizeittrainer oder -kicker ja kaum vorgehalten werden.

Voigt hat recht, und seine Anklage sollte Anlaß sein, den Fußball insgesamt nicht mehr durch die rosarote Brille zu sehen. Dieser Sport lebt von irrationalen Leidenschaften, die in einer vernunftorientierten Gesellschaft keinen Platz haben dürfen. Er schürt Haß zwischen Menschen, die eigentlich nichts außer den Farben ihrer Fanschals trennt. Auf dem Platz bekämpfen sich die Teams bis aufs Blut, anstatt friedlich ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Die Allmacht des Schiedsrichters fördert autoritäres Denken. Anstatt über seine Entscheidungen zu diskutieren und dann abzustimmen, sind die Spieler gezwungen, blinden Gehorsam zu leisten.

Fußball steht für eine Welt, in der der Stärkere sich durchsetzt oder der blinde Zufall regiert. Dies ist nicht die Welt, die wir für lebenswert halten. war einer dieser Sommer, den jeder genossen hat.“

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