© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/15 / 02. Januar 2015

Umwelt
Eine grüne Nagelprobe
Volker König

Ästheten beklagen beim Anblick von Windrädern, die gerade in Norddeutschland oft bis zum Horizont reichen, die „Verspargelung“ der Landschaft. Beim Thema Windkraft sind sich aber auch Anhänger dieser alternativen Energiegewinnung und traditionelle Naturschützer gar nicht grün: In Schleswig-Holstein, dem Land mit den meisten Windparks, eskalierte unlängst der Streit zwischen dem Landesverband des Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und dem grün geführten Umweltministerium. „Gefälligkeitsplanungen in nie dagewesenem Umfang“ moniert der Naturschutzverband in einer Erklärung und stellt fest: „Der Druck der Windkraft-Lobby führt mehr und mehr dazu, daß deren Planungsbüros und Gutachter bestehende Konflikte mit dem Artenschutz bagatellisieren.“

Eine vermeintlich ‘saubere’ Energiegewinnung erweist dem Artenschutz einen Bärendienst

Stein des Anstoßes sind vor allem die immer wieder zu beklagenden Verluste seltener Vogelarten wie Seeadler, Weißstorch und Rotmilan, die in die Rotoren der Windkraftanlagen geraten. Als besonders dreist empfinden es die Vogelschützer, daß auch bezogen auf den Vogelzug, der im Land zwischen Ostsee und Wattenmeer eine international herausragende Bedeutung hat, „Gefälligkeitsgutachten“ die seit Jahrzehnten von Ornithologen erforschten Vogelzuglinien anzweifeln. Hier erweist eine vermeintlich ökologisch „saubere“ Form der Energiegewinnung dem Artenschutz einen Bärendienst.

Der Nabu forderte daher das grüne Umweltministerium in Kiel auf, daß die Beauftragung und Begleitung artenschutzrechtlicher Gutachten künftig nicht mehr durch die Auftraggeber selbst, sondern durch eine unabhängige, staatliche Institution erfolgen soll.

Man darf gespannt sein, ob Umweltminister Robert Habeck die ideologisch verklärte Windkraft oder aber der Arten- und Landschaftsschutz wichtiger ist. Eine grüne Nagelprobe.

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