© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/15 / 16. Januar 2015

Dorn im Auge
Christian Dorn

Zum Jahresanfang die Lektüre eines frühen Lieblingsautors von mir: Helmut Krausser. Die Tagebücher des ebenso vielseitig interessierten wie schreibenden Autors haben mir einst eine Fülle von Anregungen und Denkanstößen gegeben, und sein Roman „Thanatos“ ragt einsam auf lichten Höhen aus der Gegenwartsliteratur heraus. Jetzt also sein jüngstes Werk, „Deutschlandreisen“, erschienen im Kölner DuMont-Buchverlag. Das Reisetagebuch ist anläßlich von vier Lesereisen Kraussers quer durch Deutschland (Sommer 2006, Herbst 2008, Winter 2010, Frühling 2012) entstanden. Der mit einer gehörigen Portion Eitelkeit ausgestattete Autor gewährt darin Einblicke in seinen Lebensalltag und Schaffensprozeß, zudem enthält das Buch Reflexionen über Literatur, Musik, Oper und Theater. Unterbrochen werden die Schilderungen von einer dreiteiligen Poetikvorlesung zum Thema „Pathos und Präzision“, die Krausser an der Ludwig-Maximilians-Universität München gehalten hat. Darin findet sich dieser zeitlos schöne Satz: „Auf den Stelzen des Pathos steigt der Mensch hinweg über die quälenden Untiefen der Existenz.“

An nur allzu vielen Zeitgenossen stört vor allem ihre auch noch als Empathie maskierte Niedertracht.

Kochen Sie gern und bevorzugen deutsche Küche? Dann ist Tim Mälzer ihr Mann. Der noch 43jährige (am Donnerstag nächster Woche hat er Geburtstag), aus dem Fernsehen hinlänglich bekannte Koch hat kürzlich ein „Heimat“ betiteltes Kochbuch vorgelegt. In seiner Einleitung singt Mälzer ein Loblied auf die deutsche Küche, ihre regionalen Besonderheiten und Traditionen, ihre Vielfalt. Er schreibt: „Deutschland ist ein kulinarisches Schlaraffenland und muß sich nicht verstecken hinter italienischer Vielfalt oder französischer Kochkunst.“ Jawohl, so ist es! Überall in unserer Heimat „finden sich handwerklich arbeitende Produzenten und eine erstaunliche Produktvielfalt, die es zu unterstützen gilt“ (Mälzer). Das Buch enthält über 120 Rezepte von A wie Aal mit Aprikosen und Möhrenpüree über L wie Labskaus bis Z wie Zwiebelstippe. Natürlich fehlen auch nicht Klassiker wie Bratkartoffeln, Hackbraten und Hühnerfrikassee, Königsberger Klopse, Matjes nach Hausfrauenart, Senfeier, diverse Spargelgerichte, Tafelspitz, Wurstsalat, außerdem Apfelstrudel, Christstollen, Reibekuchen und vieles mehr. Erschienen ist das exzellent ausgestattete Kochbuch „Heimat“ im Mosaik-Verlag, München 2014 (gebunden, 304 Seiten, etwa 300 farbige Abbildungen, 19,99 Euro). Vertrauen Sie mir, Sie werden begeistert sein!

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