© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/15 / 23. Januar 2015

Schweiz kappt Bindung an den Euro
Reißleine gezogen
Markus Brandstetter

In der Welt der Währungen zählen drei Dinge: Sicherheit, Stabilität und Vorhersagbarkeit. Eine der ältesten Finanzregeln sagt: Regierungen und Zentralbanken sollen Währungskurse nicht manipulieren, weil Stabilität und Vorhersagbarkeit dann beim Teufel sind. Kurzfristige Erfolge werden durch langfristige Schäden stets übertroffen.

Auf diesen Trichter ist nun auch die Schweizerische Nationalbank gekommen. 2011 hat man den Wechselkurs des Franken an den Euro geknüpft, um in einer Welt von Chaos und monetärer Willkür Sicherheit und Stabilität zu garantieren. Devisenhändler auf der ganzen Welt haben danach Tag für Tag Milliarden von Franken gekauft. Das hätte den Kurs des Franken stetig in die Höhe getrieben – wenn die Nationalbank nicht 2011 begonnen hätte, Euros und US-Dollars zu kaufen, um den Kurs des Franken unten zu halten. Am Schluß hatten die Schweizer 480 Milliarden Dollar in Fremdwährungen gebunkert. Als die EZB ankündigte, ab sofort Anleihen aller europäischen Staaten, also auch den Schrott der Südländer, im großen Stil zu kaufen, haben die Schweizer die Reißleine gezogen und den Franken vom Euro entkoppelt. Jetzt haben die Schweizer de facto Negativzinsen, ihr Aktienmarkt ist eingebrochen, und die Unternehmen verlieren Marktanteile und Gewinne im Ausland. Die monetäre Stabilität in Europa aber ist angeschlagener denn je. Das, was man eigentlich verhindern wollte, ist nun eingetreten.

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