© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/15 / 23. Januar 2015

Blick in die Medien
Schwarm statt Steuern
Tobias Dahlbrügge

Der Musiker Rocko Schamoni finanzierte sein Album „Die Vergessenen“ durch sechshundert Spender. Eine Studentin der Uni Münster sammelte über fünftausend Euro in Kleinstbeträgen für ein einjähriges Forschungsprojekt über Ameisenbären. Der zeitgeistkritische Internetblog „Die Achse des Guten“ fand mehr als 1.500 Paten, die das kostenlose Angebot tragen.

Schwarmfinanzierung hat sich als Akquisemodell durchgesetzt. Waren es anfangs eher Spaßprojekte und exotische Ideen, die durch „Crowdfunding“ realisiert wurden, hat sich das breite Spendensammeln auch als Starthilfe für mittelständische Jungunternehmen etabliert, vor allem in Zeiten restriktiver Kreditvergabe. Die Hamburger Server-Firma Protonet sammelte durch private Einzelspenden 200.000 Euro für ihren Produktionsstart.

Auf etlichen Internetplattformen werben Kreative um Unterstützung durch Mini-Zuschüsse, zum Beispiel auf „Science-Starter“, dem Portal für wissenschaftliche Projekte, die ohne Drittmittel auskommen müssen.

Dafür wird dann die Hand bei den Filmförderstiftungen der Länder aufgehalten.

Längst hat Schwarmfinanzierung auch das Filmgeschäft erreicht. Wurde auch Zeit, denn bei Filmschaffenden scheint es normal zu sein, sich zuerst um Drehbuch, Casting und Regie zu kümmern und dann um die Finanzierung. Dafür wird dann die Hand bei den Filmförderstiftungen der Länder aufgehalten, die Filme für ein Nischenpublikum aus Steuermitteln bezahlen. Hält das Land die Tasche zu, flennen die Filmemacher über ein vermeintliches Aussterben der Kultur. Das erfolgreichste deutsche Filmprojekt, das durch Schwarmfinanzierung möglich wurde, war der Stromberg-Film.

Schwarmfinanzierung ist ein Weg, Filmideen ohne Steuermittel zu realisieren, so wie der Streifen „Girls just wanna have guns“, einem Script, das davon handelt, daß Frauen legal Schußwaffen zur Selbstverteidigung beanspruchen. Eine junge Amerikanerin wirbt gerade darum, diesen Film möglich zu machen. In einer Woche läuft die Sammelphase ab. Dafür spenden wir doch gerne!

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