© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/15 / 30. Januar 2015

Feminisierung der Öffentlichkeit und omnipräsente Angela Merkel: Alles zwecklos
Nach wie vor nur männliche Regeln
(wk)

Aufgrund der verstärkten Präsenz von Frauen auf Fernsehbildschirmen, in Redaktionsstuben, am Kabinettstisch sowie im Parlament wird mittlerweile von einer „Feminisierung der Öffentlichkeit“ gesprochen. Dies veranlaßte die Expertinnen für „Gender Media Studies“ Margreth Lünenborg und Tanja Maier zu einer Analyse der „aktuellen Geschlechterordnungen in Journalismus und Politik“ (Feministische Studien, 2/2014). Dabei kamen sie zu der Erkenntnis, daß „die Beziehungsstruktur zwischen politischen und journalistischen Eliten nach wie vor nach männlichen Regeln“ funktioniere. Die Folge hiervon sei eine Abwertung der Journalistinnen, indem die „Boulevardisierung und Trivialisierung“ der Berichterstattung mit dem steigenden Frauenanteil in der Branche begründet werde. Darüber hinaus führe nicht einmal die „omnipräsente Sichtbarkeit von Angela Merkel als Kanzlerin“ zum Durchbrechen der „dualen Geschlechterordnung des journalistischen Diskursfeldes“: Beobachten ließe sich vielmehr ein „Fortschreiben von männlich-hegemonialen Deutungsmustern und Repräsentationsformen“. Nach dieser Logik müßten Quoten und Gleichstellungsmaßnahmen also vollkommen zwecklos sein: „Frau“ wird offenbar erst dann nicht mehr unterdrückt, wenn der letzte Rest von Männlichkeit aus der Öffentlichkeit verschwunden ist.

www.feministische-studien.de

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