© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/15 / 06. Februar 2015

Griechenland: Troika-Rausschmiß löst keine Probleme
Ein Ende mit Schrecken bitte
Ronald Gläser

Die griechische Variante der Dolchstoßlegende geht so: Alles war in Ordnung, bis die Troika uns zum Sparen zwang. Wie gut, daß jetzt Alexis Tsipras Berlin und Brüssel Paroli bietet. In Wahrheit war das Land total abgewirtschaftet, aber das gesteht sich keiner ein. Jetzt hat Tsipras die Troika zur Freude der EU-Linken und der Griechen vor die Tür gesetzt. Wer will es ihnen zum Vorwurf machen, daß sie applaudieren? Schließlich wurde die Abordnung von EZB, EU und IWF als eine Besatzungsmacht wahrgenommen. Nur: Die Probleme bestehen weiter.

Die Staatsfinanzen müssen saniert werden. Das geht nur, wenn die Regierung spart. Das hat sie auch im Jahr sechs der Griechenlandkrise immer noch nicht getan. Sie gibt nach wie vor mehr aus, als sie einnimmt. Diese Tatsache wird vor der Lüge vom Einnahmedefizit versteckt. Der griechische Staat hat aber kein Einnahmeproblem. Er gibt zuviel aus. Athen verschlingt 81 Milliarden Euro pro Jahr. Das entspricht einer Pro-Kopf-Belastung von 7.535 Euro. In Estland sind dies nur 6.200 Euro. Und dennoch soll der estnische Rentner jetzt darben, damit der öffentliche Dienst in Griechenland wieder aufgebläht werden kann.

Wenn Griechenland nicht spart, dann geht es bankrott. Auch ohne Troika. Faule Kompromisse wie ein Strecken oder ein Schuldenschnitt verlängern nur das Elend. Hätte das Land diese bittere Pille schon 2010 geschluckt, hätten wir alle in der EU uns Geld und Ärger ersparen können.

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