© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/15 / 06. Februar 2015

CDU-Konservativer Irmer gibt Fraktionsämter auf
Nach der Mode frisiert
Moritz Schwarz

Am Ende ist Hans-Jürgen Irmer doch in die Falle gegangen. Der 62jährige stellvertretende Fraktionschef und bildungspolitische Sprecher der CDU in Hessen hat seine Ämter zur Verfügung gestellt – künftig ist der Stimmkönig aus Wetzlar im Landtag nur noch Hinterbänkler. Schon lange paßte der knorrige Konservative nicht mehr ins Portfolio der CDU. Nicht in das der Merkel-Union und auch nicht mehr in das der Bouffier-CDU, in der die Zurschaustellung ehesüßer Harmonie mit dem grünen Regierungspartner den Grad peinlicher Ranschmeiße erreicht hat.

Jahrzehntelang galt Hessen, wie Baden-Württemberg, als Hochburg der traditionellen CDU, hier waren Alfred Dregger, Martin Homann, Manfred Kanther und Roland Koch zu Hause. Doch wie im Nachbarland hat auch hier ein stiller Aushöhlungsprozeß stattgefunden, verursacht durch den Verzicht der Union, nach 1982 den gesellschaftspolitischen Fehdehandschuh aufzunehmen. Resultat ist, daß CDUler von altem Schrot und Korn wie Irmer von der eigenen Partei nicht mehr verstanden werden, die ihre Traditionen nicht mehr kennt und kennen will. Irmer ist CDU pur, seine Partei aber nach der Mode frisiert. Das mußte irgendwann zum Krach führen. Doch statt auszuharren, hat Irmer – menschlich verständlich – dem Druck der Formschönen in der Partei nachgegeben und ihnen seine Entsorgung bequem gemacht.

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