© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/15 / 06. Februar 2015

Blick in die Medien
Journalistik abschaffen
Tobias Dahlbrügge

Die Hochschule Bremen (8.000 Studenten, größter Studiengang: Soziale Arbeit) ist seit Jahren defizitär. Nun hat Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) die Leitung aufgefordert, in den kommenden fünf Jahren 1,2 Millionen Euro einzusparen. Nachdem aus Sparzwängen bereits der Lehrstuhl für Volkswirtschaft geräumt wurde, hat Rektorin Karin Luckey beschlossen, den Studiengang Journalistik abzuschaffen.

Erwartungsgemäß protestierten Studenten dagegen: Einige blockierten den Sitzungssaal des Akademischen Rates und verausgabten sich beim Trillerpfeifenkonzert. Sie warfen der Rektorin vor, sie habe sich „nicht heftig genug gegen die Sparpläne der Landesregierung gewehrt“. Die Verhinderung der Sitzung wird allerdings nicht bewirken, daß das Journalistikstudium gestrichen wird, sagte der Hochschulsprecher gegenüber Radio Bremen.

Bremer Studenten können nun zu Politik-management oder Nachhaltigkeit wechseln.

Gut so! Denn dieser Studiengang ist überflüssig! Laut Hochschulinfo befaßt sich das Studium „mit Strukturen, Akteuren und Leistungen des Journalismus“. Auf dem Lehrplan steht „journalistische Ethik“. Gerade dieser Tage bekommt der Leser bei der Lektüre der Pegida-Berichterstattung jedoch den Eindruck, daß viele Absolventen dabei nicht richtig zugehört haben. Die Praxis wird in „Lehrredaktionen“ vermittelt, also in Trockenschwimmübungen im Hörsaal.

Journalisten sollten besser eine Allgemeinbildung besitzen, über gute Kenntnisse in Wirtschaft und Geschichte verfügen und sich auf einem Fachgebiet auskennen. Außerdem sollten sie lernen, einen Telefonhörer in die Hand zu nehmen, statt voneinander abzuschreiben. Vor allem ein Grundsatz wird im Journalistikstudium leider vergessen: Die Meinung gehört in den Kommentar oder in die Glosse – nicht in die Meldung!

Für die empörten Protest-Studenten gibt es aber einen Trost: Sie können an der HS Bremen in die Studiengänge Politikmanagement (Bachelor) oder Nachhaltigkeit (Master) wechseln.

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