© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/15 / 06. Februar 2015

Frisch gepresst

Nationalrevolutionäre. Zumindest die „Rhetorik“ von Volk, Nation, Revolution und Sozialismus scheine heute wieder „offene Ohren“ zu finden. Darum glaubt Benedikt Sepp, daß sein zeithistorischer Rückblick auf die westdeutschen „Nationalrevolutionäre“ um Henning Eichberg, Lothar Penz und Wolfgang Strauss einen bescheidenen Anspruch auf Aktualität erheben dürfe. Das ist kaum zu bestreiten, blickt man auf die antikapitalistischen „Identitären“, die allerdings ihren Schwerpunkt in Frankreich haben. Trotzdem ist erstaunlich, welche Langzeitwirkung das Gedankengut einer intellektuell zwar hochgerüsteten, aber elitären und politisch einflußlosen Gruppierung entfaltete. Sepp skizziert vor allem die theoretischen Entwürfe des in seinem dänischen akademischen Exil nach links gedrifteten Kulturwissenschaftlers Eichberg, stützt sich aber bei seinen zaghaften Analyseversuchen auf Elaborate des Verfassungsschützers Armin Pfahl-Traughber und auf Toralf Staud, den journalistischen „Experten“ für die „rechte Szene“. Was ansonsten an Objektivität von Sepps Broschüre zu erwarten ist, verrät der herzliche Dank an das Berliner „Antifaschistische Pressearchiv“ und das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung. (ob)

Benedikt Sepp: Linke Leute von rechts? Die nationalrevolutionäre Bewegung in der Bundesrepublik. Tectum Verlag, Marburg 2014, broschiert, 127 Seiten, Abbildungen, 24,95 Euro

 

In Balzacs Schatten. Von der deutschen Romanistik wie vom Lesepublikum wenig beachtet, ist der Romancier Jules Barbey d’Aurevilly (1808–1889) im stark auf das französische Geistesleben ausgerichteten Verlag Matthes & Seitz zu neuen Ehren gelangt. Mit dem von Caroline Vollmann und Gernot Krämer übersetzten Historienroman „Der Chevalier des Touches“ liegt nun bereits das fünfte Werk des nie aus dem Schatten der Titanen Balzac und Zola herausgetretenen Barbey wieder in deutscher Sprache vor. Die Handlung malt einen authentischen historischen Hintergrund aus, den in den 1790er Jahren entfachten Guerillakampf katholischer Royalisten gegen die revolutionäre Staatsgewalt. Leider setzt der Autor die dem Stoff immanenten Spannungsmomente nicht adäquat um, so daß der Text im Vergleich etwa mit den Historienromanen Walter Scotts, die dieses literarische Genre begründeten, etwas blutleer wirkt. (dg)

Jules Barbey d’Aurevilly: Der Chevalier des Touches. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2014, gebunden, 296 Seiten, 19,90 Euro

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