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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/15 / 13. Februar 2015

Merkel wirbt bei Obama für diplomatische Lösung
Sterben für Donezk?
Michael Paulwitz

Kein westeuropäisches Land will seine Soldaten für die Wiederherstellung der Kiewer Oberhoheit über die Ostukraine in den Tod schicken. Auch in den USA wird man sich eine direkte Intervention zugunsten ihres Verbündeten Poroschenko, der sich durch amerikanische Rückendeckung zur militärischen Entscheidungssuche ermutigt fühlen durfte, zweimal überlegen. Waffenlieferungen der USA an die Ukraine würden allerdings den Konflikt zum Stellvertreterkrieg anheizen, der angesichts der manifesten militärischen Unterlegenheit Kiews unkontrollierbar eskalieren könnte.

Die Kanzlerin hat daher gut daran getan, bei Präsident Obama für eine diplomatische Lösung zu werben. Der steht freilich unter dem Druck der Militärindustrie und von Spekulanten und Rohstoffinvestoren, die ihr Ukraine-Engagement abgesichert sehen wollen. Erfolg haben kann die Diplomatie nur, wenn auch die russischen Sicherheitsinteressen akzeptiert werden, die auf eine Neutralisierung oder faktische Teilung der längst gespaltenen Ukraine hinauslaufen. Der Gretchenfrage nach Konfrontation oder Kooperation mit Moskau kann Angela Merkel nicht auf Dauer mit dem von Obama beifällig aufgenommenen Hinweis auf den langen Atem der Geschichte vom Bau bis zum Fall der Berliner Mauer ausweichen. Zu warten, bis ein neuer Kalter Krieg irgendwann vorübergeht, wäre für Deutschland und Europa ein zu hoher Preis.