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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/15 / 13. Februar 2015

Umwelt
Bahn für den Pöbel
Jörg Fischer

Echter Adel hält auf Taille / Nur der Pöbel frißt sich satt“, mit dieser Weisheit brachte Joseph von Westphalen 1990 seinen Zorn über die Wiedervereinigung auf den Punkt. „Vor dem 9. November hat mich die Verdruckstheit angekotzt, die dort herrschte, jetzt ist es die enthemmte Gier“, so der bayerische Schriftsteller. „Echter Adel und Linksintellektuelle“ wendeten sich „von der Massigkeit des Kohlkanzlers ebenso ab wie auch von dem Einheitsgeschrei des DDR-Pöbels“. 25 Jahre später ist es wieder Die Zeit, die nun dem linken Expertenadel ein Forum bietet, um dem jetzt gesamtdeutschen Pöbel die Leviten zu lesen: „Warum finden wir es eigentlich normal, daß jeder umsonst oder für wenig Geld im öffentlichen Raum parken darf“, fragte der vom Marburger Politologen zum Berliner Professor für Techniksoziologie aufgestiegene Andreas Knie.

Es muß endlich 27 Euro pro Tag kosten, wenn einer seine Karre irgendwo abstellt.

Wir verschwendeten für Autos zuviel Platz und Ressourcen. „Es muß richtig viel kosten, wenn einer seine Karre irgendwo abstellt“, denn „das schadet dem Klima“, so der Chef des Innovationszentrums für Mobilität (InnoZ). Fürs Parken sollten jedem Autobesitzer 27 Euro pro Tag berechnet werden, denn „es gibt kein Menschenrecht auf Parkplätze für umsonst. Auch nicht für Anwohner“, so Knie. „Je teurer das Autofahren würde, desto seltener wäre es das erste Verkehrsmittel der Wahl.“ 820 Euro im Monat fürs Parken – da bleiben dem Pöbel und dem verarmten Adel nur noch Bus, Rad und Laufen – oder noch besser: „Mehr Menschen sollten Bahn fahren.“ Heute nutzten für Fernreisen nur etwa zehn Prozent die Bahn. „Das kann man leicht auf 25 Prozent steigern“, empfahl Knie. Daß sein InnoZ kein unabhängiges Institut, sondern ein Unternehmen der Deutschen Bahn AG (DB) und deren Hoflieferant Siemens ist, hat bei den Knie-Plänen sicher ebenso keine Rolle gespielt wie sein Leitungsposten bei der Geschäftsentwicklung der DB-Fuhrparkgruppe.